Ondansetron auch bei Gastroenteritis wirksam
- r -- Reeves JJ, Shannon MW, Fleisher GR. Ondansetron decreases vomiting associated with acute gastroenteritis: a randomized, controlled trial. Pediatrics 2002 (April); 109: e62 [Link]
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 6 (2002)
, Nummer 7
Publikationsdatum: 1. Juli 2002 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
In den USA werden jährlich rund 220'000 Kinder unter 5 Jahren wegen Dehydratation hospitalisiert. Konventionelle Antiemetika werden ihrer Nebenwirkungen wegen bei Kindern ungern eingesetzt. In der vorliegenden Studie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ondansetron (Zofran®), einem 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten, bei der Behandlung von Kindern mit Brechdurchfall untersucht.
Methoden
Die Studie wurde zwischen Mai 1999 und Mai 2000 an einer Notfallstation eines Kinderspitals in Boston durchgeführt. Eingeschlossen wurden Kinder und Jugendliche zwischen 1 Monat und 22 Jahren, die wegen einer Gastroenteritis mit mindestens 3maligem Erbrechen innerhalb der letzten 24 Stunden eine Infusion benötigten. Alle erhielten eine intravenöse NaCl/Glucose-Mischinfusion. Zusätzlich erhielten die einen Kranken Ondansetron i.v. (0,15 mg/kg Körpergewicht, max. 8 mg), die anderen nur eine Placebo-Infusion. Untersucht wurde primär die Häufigkeit der Erbrechens und der Notwendigkeit einer Hospitalisation. Die Beobachtungszeit dauerte 5 bis 7 Tage oder solange, bis kein Erbrechen mehr auftrat.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 107 Kinder untersucht. Davon waren 53% Knaben, das Durchschnittsalter betrug 5,3 Jahre. Die Kinder der Ondansetrongruppe hatten initial häufiger eine schwere metabolische Azidose (20% gegenüber 4%, mit Serum-CO2 unter 15 mmol/l). Nach der Behandlung war Erbrechen in der Ondansetrongruppe signifikant seltener: bei 70% hörte das Erbrechen ganz auf, in der Kontrollgruppe nur bei 51%. Nur bei den Kindern mit weniger starker metabolischer Entgleisung (Serum-CO2 über 14 mmol/l) waren auch Hospitalisationen signifikant weniger häufig (7% gegenüber23%). Komplikationen der Therapie wurden nicht beobachtet.
Schlussfolgerungen
Ondansetron reduzierte die Brechhäufigkeit bei Kindern mit Gastroenteritis. Kinder mit einem Serum-CO2 von weniger als 15 mmol/l mussten auch weniger oft hospitalisiert werden. (AW)
Im Vergleich mit Placebo hat also intravenöses Ondansetron eine antiemetische Wirkung bei Kindern mit akuter Gastroenteritis. Immerhin verschwand das Erbrechen auch bei 51% der mit Placebo behandelten Kinder, was ein wenig über die ethisch fragwürdige Verwendung von Placebos in diesem Kontext hinwegtrösten mag. Mehr interessiert hätte mich eigentlich, wie sich Ondansetron mit bekannten Antiemetika, z.B. mit «lingualen» oder rektalen Formen von Domperidon (Motilium®) vergleicht.
Etzel Gysling
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