B-Vitamine begünstigen Fortschreiten einer diabetischen Nephropathie
- r -- House AA, Eliasziw M, Cattran DC et al. Effect of B-vitamin therapy on progression of diabetic nephropathy: a randomized controlled trial. JAMA 2010 (28. April); 303: 1603-9
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 14 (2010)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 1. Juli 2010 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Vitamine aus der B-Gruppe senken die Homozysteinkonzentration im Blut. Ein hoher Homozysteinspiegel ist mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität vergesellschaftet. Kardiovaskuläre Komplikationen, zu denen auch die Nephropathie gehört, sind beim Diabetes mellitus häufig. Daher die Hypothese, dass durch die Einnahme von B-Vitaminen das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie verlangsamt werden könnte. 252 Personen mit einer mittelschweren diabetischen Nephropathie (Albuminurie von mehr als 300 mg/Tag, Kreatinin-Clearance von weniger als 30 ml/min) wurden in diese Multizenterstudie einbezogen und erhielten entweder eine Tablette mit 2,5 mg Folsäure, 25 mg Vitamin B6 und 1 mg Vitamin B12 pro Tag oder ein Placebo. Primärer Endpunkt war die Abnahme der glomerulären Filtrationsrate nach 36 Monaten. Zusätzlich wurden der Beginn einer allfälligen Dialysetherapie, kardiovaskuläre Ereignisse und die Mortalität registriert.
Nach durchschnittlich 32 Monaten konnten die Daten von 238 der randomisierten Diabeteskranken (davon 75% Männer, 83% mit Typ-1-Diabetes) ausgewertet werden. Die glomeruläre Filtrationsrate hatte nach 36 Monaten unter Placebo um 10 ml/min abgenommen und um 17 ml/min unter dem Vitamin-B-Präparat. Bezüglich Dialysebeginn und Revaskularisations- Eingriffen unterschieden sich die Gruppen nicht, jedoch traten Myokardinfarkte und Hirnschläge unter BVitaminen doppelt so häufig auf; statistische Signifikanz wurde jedoch nur beim kombinierten Endpunkt (Myokardinfarkte, Hirnschläge, Gesamtmortalität und Revaskularisations- Eingriffe) erreicht (Hazard Ratio 2,0, 95%-CI 1,0-4,0).
Wenn eine Hypothese auf einem Gedankenspiel aufbaut, muss man sich nicht darüber wundern, dass sie nicht verifiziert werden kann! Schon die Annahme, dass die Senkung des Homozysteinspiegels das kardiovaskuläre Risiko vermindere, konnte nie durch gute Studien bewiesen werden. Warum sollte sich dann ausgerechnet die diabetische Nephropathie – die sicher eine kompliziertere Pathogenese aufweist – bessern? Trotzdem erstaunen diese Resultate, glaubte man doch eigentlich, dass die Vitamine der B-Gruppe keine toxischen Wirkungen hätten. So ist wohl zukünftig auch hier Zurückhaltung bei der Verschreibung angebracht.
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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