Abhängigkeit von Dementen durch Verhaltensschulung kaum vermindert
- r -- Gitlin LN, Winter L, Dennis MP et al. A biobehavioral home-based intervention and the well-being of patients with dementia and their caregivers: the COPE randomized trial. JAMA 2010 (1. September); 304: 983-91 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Andreas E. Stuck
- infomed screen Jahrgang 14 (2010)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 3. Dezember 2010 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die meisten der über 5 Millionen an Demenz erkrankten Menschen in den USA leben zu Hause und werden von Familienmitgliedern betreut. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung benötigen sie zunehmend Hilfe bei den grundlegenden Aktivitäten des täglichen Lebens wie Essen, Anziehen usw. und bei den sogenannten «instrumentellen» Aktivitäten wie beispielsweise Telefonieren oder Benutzen von Verkehrsmitteln. In dieser Studie wurde versucht, mittels einer nicht-pharmakologischen Intervention auf Verhaltensebene die Unabhängigkeit und Lebensqualität von Demenzkranken zu erhalten, sowie die Betreuungspersonen zu unterstützen.
Methoden
Zwischen März 2006 und Juni 2008 wurden in Pennsylvania 237 Demenzkranke mit einem «Mini Mental Test» von weniger als 24 Punkten nach dem Zufall entweder der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugeteilt. In der Interventionsgruppe wurde ein Programm durchgeführt («Care of persons with dementia in their environments», COPE), mit dem man die Demenzkranken unterstützte, indem man ihren Umgebungsstress reduzierte und die Kompetenz der Betreuenden verbesserte. In bis zu 12 Sitzungen arbeiteten speziell geschulte Pflegende sowie Beschäftigungstherapeuten und -therapeutinnen mit den Kranken und ihren Betreuungspersonen. Die Betreuenden in der Kontrollgruppe wurden von wissenschaftlichem Personal dreimal kurz telefonisch kontaktiert und erhielten Broschüren der Alzheimer-Vereinigung.
Ergebnisse
Nach vier Monaten zeigte sich bei der COPE-Gruppe im Vergleich mit der Kontrollgruppe eine geringe, aber signifikante Verbesserung bezüglich der funktionellen Abhängigkeit. Diese betraf vor allem die instrumentellen Aktivitäten, bei den übrigen Aktivitäten des täglichen Lebens wurde kein signifikanter Unterschied erreicht. Nach 9 Monaten konnte dieser Nutzen nicht mehr nachgewiesen werden. Bezüglich der Häufigkeit aggressiven Verhaltens und der Lebensqualität der Kranken selber konnte zu keinem Zeitpunkt eine Verbesserung gezeigt werden. Hingegen konnten Wohlbefinden und Selbstvertrauen der Betreuenden in der COPE-Gruppe deutlich gesteigert werden. Auch nach 9 Monaten berichteten diese von einer relevanten Verbesserung ihrer Lebensqualität, dem Verständnis der Krankheit und dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die ihnen Anvertrauten kompetent zu betreuen.
Schlussfolgerungen
Die geprüfte Intervention führt nach 4 Monaten zu einer geringen Verbesserung der Funktionsfähigkeit von zu Hause betreuten Demenzkranken, die nach 9 Monaten nicht mehr nachzuweisen ist. Die Betreuungspersonen der Interventionsgruppe hingegen profitieren stärker und nachhaltiger.
Zusammengefasst von Felix Tapernoux
An dieser Studie besonders bemerkenswert ist die Diskrepanz bei den Ergebnissen. Die Resultate der objektiven Befunde und der subjektiven Einschätzung durch die Betreuungspersonen stimmen nicht miteinander überein. Die objektive Funktionsfähigkeit der Menschen mit Demenz hat sich in dieser Studie trotz der aufwändigen persönlichen Beratungen nur minim verbessert. Die subjektiven Rückmeldungen der Betreuungspersonen («Caregivers») dagegen zeigten einen enormen Effekt der Intervention. Viele Betreuungspersonen sagten, dass sie von der intensiven Beratung profitiert hätten und dass ihnen das bei der häuslichen Betreuung geholfen habe. Die Studie belegt damit, dass bei einer Demenz die ärztliche Empfehlung von nicht-pharmakologischen Massnahmen sinnvoll ist. Memory-Kliniken, die mit den lokalen Angeboten vernetzt sind, können hier Hausarzt/Hausärztin und Betroffene nicht nur bei der Diagnostik der Demenz, sondern auch beim Finden geeigneter Massnahmen unterstützen.
Andreas Stuck
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