Doxycyclin schützt vor Erythema migrans

  • r -- Nadelman RB, Nowakowski J, Fish D et al. Prophylaxis with single-dose doxycycline for the prevention of Lyme disease after an Ixodes scapularis tick bite. N Engl J Med 2001 (12. Juli); 345: 79-84 [Link]
  • Kommentar: Norbert Satz
  • infomed screen Jahrgang 5 (2001) , Nummer 8
    Publikationsdatum: 1. August 2001
  • PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)

Studienziele

Die von Zecken übertragene Lyme-Borreliose ist in unseren Klimazonen die häufigste vektorgebundene Infektionskrankheit. In dieser Studie wurde untersucht, welchen Schutz eine Antibiotika-Einmaldosis bietet.

Methoden

Die Studie wurde im US-Bundesstaat New York durchgeführt, in einer Region, wo die Zecken stark borrelienbefallen sind. Personen, die einen Zeckenstich erlitten hatten, der höchstens drei Tage zurücklag und die keine Symptome einer Borreliose aufwiesen, wurden zwischen 1987 und 1996 in die Studie aufgenommen. Die inkriminierte Zecke musste mitgebracht werden. Bei allen Personen wurde eine Borrelien-Serologie durchgeführt. Danach erhielten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer doppelblind eine Einmaldosis von 200 mg Doxycyclin (Vibramycin® u.a.) oder Placebo.

Ergebnisse

482 Personen wurden in die Auswertung miteinbezogen; 28 von ihnen waren von mehr als nur einer Zecke gestochen worden. In der Doxycyclin-Gruppe entwickelte sich während der 6wöchigen Beobachtungszeit bei nur 1 von 235 Personen im Bereich der Stichstelle ein Erythema migrans (0,4%), in der Placebo-Gruppe bei 8 von 247 (3,2%). In 8 von diesen 9 Fällen konnte die Borreliose serologisch bestätigt werden. In beiden Gruppen diagnostizierte man bei je 1 Person ein Erythema migrans fern der Stichstelle, möglicherweise verursacht durch einen nicht-erkannten Stich. Abgesehen von 1 Person in der Doxycyclin- und 2 in der Placebo-Gruppe, die über grippeartige Beschwerden klagten und bei denen ebenfalls Borrelien-Antikörper nachgewiesen werden konnten, beobachtete man keine extrakutanen Borrelienmanifestationen; auch asymptomatische Serokonversionen traten nicht auf. Unter Doxycyclin wurde häufiger über Nebenwirkungen berichtet als unter Placebo, wobei es sich vor allem um kurze Episoden von Übelkeit und Erbrechen handelte.

Schlussfolgerungen

Doxycyclin, innerhalb von drei Tagen nach einem Zeckenstich als Einmaldosis von 200 mg verabreicht, scheint eine wirksame Prophylaxe gegenüber der Lyme-Borreliose zu sein.(UM)

Nachdem mehrere Untersuchungen der letzten Jahre sowie eine Metaanalyse die Nutzlosigkeit der prophylaktischen Antibiotikagabe zeigten, konnte erstmals das Gegenteil bewiesen werden. 235 Personen mussten die Einmaldosis einnehmen, damit 7 von 8 erwarteten Erythemata migrantia verhindert werden konnten. Es kann aber nicht das Ziel sein, eine grundsätzlich selbstheilende oder gut behandelbare und wenig krankmachende Manifestation der Lyme-Borreliose zu verhindern. Wenn schon, dann müsste gezeigt werden, dass die ernsthaften Komplikationen am Bewegungsapparat, am Nervensystem, am Herzen usw. nicht nachfolgen. In der Schweiz werden jährlich Hunderttausende von Zeckenstichen bemerkt. Die Durchführbarkeit der empfohlenen Prophylaxe ist kaum vorstellbar. Lieber jene 2‘000 bis 3‘000 Personen pro Jahr mit manifestem Erythema migrans 14 Tage lang gezielt antibiotisch behandeln.

Norbert Satz

Standpunkte und Meinungen
  • Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 5 -- No. 8
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Doxycyclin schützt vor Erythema migrans ( 2001)