• Womit die Übertragung von Coronaviren verhütet wird – eine Metaanalyse
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 27. Juni 2020

In einer Metaanalyse wurde untersucht, wie sich bei viralen Infekten das Übertragungsrisiko senken lässt, wenn man Abstand hält, Masken trägt oder einen Augenschutz verwendet. Als Grundlage dienten 44 Beobachtungsstudien, die sich mit der Übertragung von SARS-CoV-2, SARS-CoV und MERS-CoV befasst hatten. Es zeigte sich, dass Abstandhalten (≥ 1 m gegenüber < 1 m) das Übertragungsrisiko signifikant senkt (OR = 0,18 [0,09–0,38]); mit jedem zusätzlichem Meter halbierte sich das Risiko. Auch beim Maskentragen fand sich eine signifikante Reduktion des Übertragungsrisikos (OR = 0,15 [0,07–0,34]), wobei Masken mit Filtern (FFP2) einen höheren Schutz zu bieten scheinen. Ebenso beobachtete man eine Verminderung des Übertragungsrisikos, wenn die Augen mit Brillen oder Visieren geschützt werden (OR = 0,22 [0,12–0,39]).
Das Ergebnis dieser Metaanalyse wird als die beste momentan verfügbare Evidenz bezeichnet, auch weil zu diesem Thema noch keine randomisierten Studien existieren. Vor allem was Maskentragen und Augenschutz betrifft, besteht noch ziemliche Unsicherheit über das Ausmass des Nutzens.

Volltexte der Metaanalyse und des Begleitkommentars aus dem «Lancet»: Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis und Physical distancing, face masks, and eye protection for prevention of COVID-19

  • Lokale Nekrosen durch Fulvestrant (Faslodex® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 24. Juni 2020

Bei Fulvestrant, einem intramuskulär verabreichten Östrogenrezeptor-Antagonisten zur Behandlung beim fortgeschrittenen Mammakarzinom, sind Fälle von Ulzera oder Nekrosen an der Injektionsstelle vorgekommen. Diese Nebenwirkung wird nun in die japanische Fachinformation aufgenommen.

Mitteilung der japanischen Arzneimittelbehörde: Summary of Investigation Results – Fulvestrant

Übersicht zu Fulvestrant: Clinical utility of fulvestrant in the treatment of breast cancer: a report on the emerging clinical evidence

  • Steroide in der Schwangerschaft erhöhen Risiko einer psychischen Erkrankung beim Kind
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 17. Juni 2020

Schwangeren Frauen, bei denen eine Frühgeburt droht, verabreicht man Steroide, um die fetale Lungenreifung zu beschleunigen und die Gefahr gewisser neonataler Komplikationen zu senken. Während der unmittelbare Nutzen der Steroidprophylaxe für das Neugeborene unbestritten ist, birgt sie gemäss einer aktuellen retrospektiven Kohortenstudie vermutlich doch gewisse Risiken: so beobachtete man, dass nach einer intrauterinen Steroidexposition sich später in der Kindheit signifikant häufiger psychische Erkrankungen entwickelten als in der Kontrollgruppe ohne Steroidexposition, und zwar mit einer «Hazard Ratio» von 1,33 (1,26–1,41).

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Associations Between Maternal Antenatal Corticosteroid Treatment and Mental and Behavioral Disorders in Children

Vorausgegangener BDN-Text: Steroide können Frühgeburtlichkeit erhöhen

  • Doxycyclin (Vibramycin® u.a.) verlangsamt Aneurysma-Zunahme nicht
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 8. Juni 2020

Es scheint, dass Metalloproteasen bei der Entstehung von Aneurysmen eine Rolle spielen. Da Tetrazykline Metalloproteasen hemmen, hat man in einer Doppelblindstudie untersucht, ob Doxycyclin der Grössenzunahme von Aneurysmen entgegenwirken kann. 254 Patienten und Patientinnen mit einem kleinen infrarenalen Aortenaneurysma erhielten zwei Jahre lang Doxycyclin (2-mal 100 mg/Tag) oder Placebo. Unter Berücksichtigung der Grössenzunahme des Aneurysmas, der Anzahl der aneurysmabedingten Eingriffe und der Todesfälle fand man zwischen den beiden Gruppen keinen signifikanten Unterschied.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Effect of Doxycycline on Aneurysm Growth Among Patients With Small Infrarenal Abdominal Aortic Aneurysms

  • Neuroleptika und akute Ateminsuffizienz
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. Juni 2020

In einer kürzlich erschienenen Fall-Kontroll-Studie wurden rund 7000 Patienten und Patientinnen, bei denen man die Diagnose einer akuten Ateminsuffizienz codiert hatte, mit geeigneten Kontrollpersonen verglichen. Man stellte fest, dass in der Fallgruppe signifikant häufiger Neuroleptika verwendet worden waren als in der Kontrollgruppe. Die «Odds Ratio» betrug 2,33 (2,06–2,64), wenn die Neuroleptikum-Einnahme 1 bis 14 Tage vor dem Auftreten der Ateminsuffizienz stattgefunden hatte, 1,79 (1,43–2,25), wenn die Einnahme 15 bis 30 Tage, und 1,41 (1,20–1,66), wenn sie 31 bis 90 Tage zurückgelegen hatte. Der Zusammenhang war sowohl bei typischen wie atypischen Neuroleptika zu beobachten. Ausserdem war ein dosisabhängiger Effekt zu erkennen.

Kurzform der Studie aus dem «British Journal of Clinical Pharmacology »: Use of antipsychotics and the risk of acute respiratory failure among adults: A disease risk score-matched nested case-control study

  • Antidepressiva: Sexuelle Störungen können auch nach Absetzen bestehenbleiben
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 6. Juni 2020

Serotonin-Wiederaufnahme- und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer können sexuelle Funktionsstörungen verursachen. Schon seit längerem wird vermutet, dass sexuelle Nebenwirkungen nach Absetzen dieser Antidepressiva fortbestehen können. Eine Analyse der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ist nun ebenfalls zu diesem Schluss gekommen, so dass zu erwägen sei, die Fachinformationen mit einem entsprechenden Hinweis zu versehen.

Mitteilung der irischen Arzneimittelbehörde: Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRI) and Serotonin-norepinephrine reuptake inhibitors (SNRI) – persistent sexual dysfunction after drug withdrawal

Übersichtsartikel: Post-SSRI Sexual Dysfunction: A Literature Review

  • Schlaflosigkeit unter Colecalciferol (Vitamin D3)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 3. Juni 2020

Wie die WHO berichtet, enthält ihre Nebenwirkungsdatenbank 52 Meldungen zu Schlaflosigkeit, die Personen unter einer Behandlung mit Colecalciferol betreffen. Bei der Mehrheit der Fälle kommen andere Medikamente oder Ursachen als Erklärung der Schlaflosigkeit in Frage. Doch in einigen Fällen gibt es gute Argumente für einen direkten Zusammenhang; in 21 Fällen verschwand die Schlaflosigkeit mit dem Absetzen von Colecalciferol, und 7 Personen berichteten über erneute Schlaflosigkeit, nachdem sie ein zweites Mal Colecalciferol bekommen hatten. Auch aus Studien gibt es zunehmende Hinweise, dass Vitamin D eine Rolle spielt bei der Schlafregulation bzw. die Schlafquantität und -qualität beeinflusst, wobei die Mechanismen aber noch unklar sind.

Bericht aus dem «WHO Pharmaceuticals Newsletter»: Colecalciferol and insomnia