- Aloe vera und Nierenschäden
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 30. Oktober 2024
Die malaysische Arzneimittelbehörde berichtet von 5 Personen, bei denen sich nach Verwendung eines oralen Aloe-vera-Präparates mit einer Latenzzeit von 1 Tag bis 5 Monaten eine renale Nebenwirkung entwickelt hat, die als Anstieg des Kreatininspiegels, als akuter Nierenschaden oder als Verschlechterung einer vorbestehenden Nierenkrankheit gemeldet wurde. Alle 5 Personen mussten hospitalisiert werden. Bei 2 Fällen erholte sich die Niere, bei den anderen ist der Ausgang nicht bekannt.
Auch wenn der Zusammenhang zwischen Aloe vera und Nierenschäden nicht gut dokumentiert ist, wird – besonders bei Personen mit einer Niereninsuffizienz – zur Vorsicht gemahnt bei der Einnahme von Aloe-vera-Produkten.
Mitteilung der malaysischen Arzneimittelbehörde: NPRA Updates on Reports of Kidney-Related Adverse Reactions after Consumption of Oral Aloe vera-Containing Products
- Das Gallengangsverlustsyndrom als Komplikation eines medikamenteninduzierten Leberschadens
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 25. Oktober 2024
Das sogenannte Gallengangsverlustsyndrom («Vanishing Bile Duct Syndrome») ist gekennzeichnet durch eine Zerstörung der intrahepatischen Gallengänge und Blockierung des Gallenflusses. Als pathophysiologischer Mechanismus wird eine T-Zell-vermittelte immunologische Dysfunktion vermutet. Im Blut findet man die Zeichen einer Cholestase; manchmal treten auch Symptome auf wie Pruritus, Müdigkeit oder Ikterus.
Ein Gallengangsverlustsyndrom kann unter anderem als Komplikation im Rahmen eines medikamentenbedingten Leberschadens auftreten. Die am häufigsten involvierten Medikamente sind Antibiotika, namentlich Aminopenicilline, Fluorochinolone, Cotrimoxazol (Bactrim® u.a.) und Azithromycin (Zithromax® u.a.).
Bericht der neuseeländischen Arzneimittelbehörde: Vanishing bile duct syndrome – a complication of drug-induced liver injury
- Erhöhen Protonenpumpenhemmer Magenkrebs-Risiko?
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 20. Oktober 2024
In einer retrospektiven Kohortenstudie, die in Korea durchgeführt wurde, verteilte man knapp 300'000 Personen auf zwei Gruppen: in der ersten handelte es sich um Personen, die kumuliert mindestens 150 Tagesdosen eines Protonenpumpenhemmers eingenommen hatten («Users»), in der zweiten um solche, bei denen es weniger als 150 Tagesdosen waren («Non-Users»). Für alle Personen galt ausserdem die Vorbedingung, dass eine Helicobacter-Eradikation stattgefunden hatte.
Bei Personen mit mehr als 150 Tagesdosen traten Magenkrebsfälle mit einer Häufigkeit von 0,95 pro 1000 Personenjahre auf; bei Personen mit weniger als 150 Tagesdosen waren es 0,87 pro 1000 Personenjahre. Die korrigierte «Hazard Ratio», die daraus berechnet wurde, war mit 1,15 (1,06–1,25) signifikant.
Kurzform der Studie aus dem «European Journal of Clinical Pharmacology»: Risk of gastric cancer among long-term proton pump inhibitor users: a population-based cohort study
- Anxiolytika können zu QTc-Verlängerung führen
- Verfasst von: Etzel Gysling
- Datum: 14. Oktober 2024
Im «FDA Adverse Event Reporting System» (FAERS) der amerikanischen Arzneimittelbehörde wurden zwischen 1990 und 2020 260 Fälle von «Torsade de pointes» (TdP) im Zusammenhang mit der Verabreichung von Anxiolytika registriert. Diese Daten wurden mit verschiedenen Methoden so analysiert, dass sich ein erhöhtes TdP-Risiko einzelner Medikamente erfassen liess. Von den acht verschiedenen Anxiolytika, die berücksichtigt wurden, ergab sich für sechs Wirkstoffe – fünf Benzodiazepine und Meprobamat (in der Schweiz nicht mehr erhältlich) – ein bisher nicht bekanntes erhöhtes Risiko. Das höchste Risiko fand sich für Bromazepam (Lexotanil®) und Midazolam (Dormicum® u.a.).
Link zum Volltext: Association of anxiolytic drugs with Torsade de Pointes : a pharmacovigilance study of the Food and Drug Administration Adverse Event Reporting System
Viele andere Medikamente können zu einer QT-Verlängerung führen, z.B. auch Hydroxyzin (Atarax®): https://www.infomed.ch/bdn.php?bdnid=817
- Kardiovaskuläres Risiko von Antiepileptika
- Verfasst von: Etzel Gysling
- Datum: 6. Oktober 2024
Innerhalb der «Canadian Longitudinal Study on Aging”, die rund 51’000 Menschen im Alter von mindestens 45 bis 85 Jahren umfasst, fanden sich 431, die ein Leben lang Antiepileptika einnehmen mussten. Im Vergleich mit Personen, die keine Antiepileptika benötigten, hatten diejenigen mit einer antiepileptischen Therapie ein etwa doppelt so grosses Risiko, innerhalb von 6 Jahren an einem kardiovaskulären Ereignis zu erkranken. Annähernd ein Drittel dieser Personen wurde mit einem Antiepileptikum mit Enzym-induzierenden Eigenschaften (z.B. Carbamapezin [Tegretol® u.a.] oder Phenytoin [Dilantin® u.a.] – beides starke CYP3A4-Induktoren) behandelt. Die Studie kommt zum Schluss, dieses Resultat sollte bei der Wahl des Antiepileptikums berücksichtigt werden.
Link zum Abstract der Studie: Antiseizure medications and cardiovascular events in older people with epilepsy