• Laktosehaltige Pulverinhalatoren: Vorsicht bei Kuhmilchallergie
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. Dezember 2024

Die holländische Arzneimittelbehörde hat über zwei asthmakranke Personen berichtet, bei denen man von einem Dosieraerosol auf einen Pulverinhalator gewechselt hatte; nach der ersten Anwendung des Pulverinhalators entwickelte sich bei beiden eine anaphylaktische Reaktion mit einer Verstärkung der Dyspnoe und einer Urtikaria. In beiden Fällen wurde ein Pulverinhalator verwendet, der Laktose und somit auch Spuren von Kuhmilcheiweiss enthält, wogegen die beiden Personen allergisch reagierten.
Bei den Allergien auf Kuhmilcheiweiss unterscheidet man zwei Typen: eine IgE-vermittelte Allergie, die sofortige Symptome verursacht und leicht, aber auch in Form einer anaphylaktischen Reaktion verlaufen kann, sowie eine Nicht-IgE-vermittelte Allergie, die chronische und nicht schwerwiegende Symptome, zum Beispiel im Gastrointestinaltrakt, hervorruft. Da in den laktosehaltigen Pulverinhalatoren nur eine geringe Menge Kuhmilcheiweiss vorhanden ist, sind nur bei Personen mit IgE-vermittelter Allergie Probleme zu erwarten. Die Kuhmilcheiweiss-Allergie ist abzugrenzen von der Laktoseintoleranz, die auf dem Laktasemangel beruht und bei der nach Anwendung von Pulverinhalatoren höchstens mit geringen Beschwerden zu rechnen ist.
Bei Patienten und Patientinnen mit einer bekannten schweren Kuhmilcheiweiss-Allergie sollten deshalb keine laktosehaltigen Pulverinhalatoren eingesetzt werden. Ob ein Pulverinhalator Laktose enthält, findet sich zum Beispiel im Schweizer Arzneimittelkompendium unter der Rubrik «Zusammensetzung».

Information der holländischen Arzneimittelbehörde (auf Holländisch): Ernstige allergische reacties bij lactose bevattende poederinhalatoren

  • Acetylsalicylsäure (Aspirin® u.a.): Keine Verbesserung der Prognose bei Brustkrebs
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. Dezember 2024

Beobachtungsstudien bei Brustkrebs-Patientinnen sowie Daten aus randomisierten Studien, in denen Acetylsalicylsäure (ASS) bei kardiovaskulären Erkrankungen geprüft worden war, liessen vermuten, dass ASS bei Brustkrebs-Patientinnen die Prognose zu verbessern hilft. Diese Hypothese wurde nun aber in einer kontrollierten Studie widerlegt.
Das Studienkollektiv bestand aus 3020 Frauen mit einem Mammakarzinom ohne Fernmetastasen, das aber wegen Tumorgrösse, Lymphknotenbefall und Rezeptorstatus einer höheren Risikokategorie zuzuordnen war. Die Teilnehmerinnen erhielten neben der üblichen Therapie doppelblind ASS (300 mg/Tag) oder Placebo. Primärer Endpunkt war die krankheitsfreie Überlebensrate. Sie betrug – nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 34 Monaten (Median) – in der ASS-Gruppe 90,7% und in der Placebo-Gruppe 92,6% («Hazard Ratio» 1,27 [0,99–1,63]).

Volltext der Studie aus dem JAMA: Aspirin vs Placebo as Adjuvant Therapy for Breast Cancer

  • Anaphylaktische Reaktionen durch Glatirameracetat (Copaxone® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. Dezember 2024

Glatirameracet wird zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose angeboten und als subkutane Injektion angewendet, entweder täglich (20 mg) oder 3-mal pro Woche (40 mg). Glatirameracetat kann Postinjektionsreaktionen verursachen, die sich zum Beispiel als Tachykardie oder Dyspnoe äussern und im Prinzip als harmlos zu betrachten sind, da sie meistens innerhalb von 30 Minuten spontan abklingen.
Glatirameracetat kann aber auch eigentliche anaphylaktische Reaktionen hervorrufen, die sich kurz nach der Verabreichung entwickeln, auch noch Monate bis Jahre nach Beginn der Behandlung auftreten können und in Einzelfällen tödlich endeten. Patienten und Patientinnen, die unter einer Behandlung mit Glatirameracetat stehen, sind über diese mögliche Komplikation zu informieren, insbesondere wenn sie sich das Medikament zu Hause selbst injizieren. Ferner ist zu beachten, dass Postinjektions- und anaphylaktische Reaktionen nicht immer klar zu unterscheiden sind, was das Erkennen der anaphylaktischen Reaktion verzögern kann.

In Deutschland verschickter «Dear-Doctor-Letter»: Glatirameracetat: Anaphylaktische Reaktionen können Monate bis Jahre nach Beginn der Behandlung auftreten

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Multiple Sklerose: Immuntherapeutika