• Akutes Atemnotsyndrom durch Hydrochlorothiazid
  • Verfasst von:
  • Datum: 23. Januar 2025

Hydrochlorothiazid, sowohl als Monopräparat (Esidrex®) als auch in vielen Antihypertensiva-Kombinationen vorliegend, kann in seltenen Fällen zu einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS) führen – worauf Fallberichte hinweisen, in denen auch eine positive Reexposition dokumentiert worden ist.
Das akute Atemnotsyndrom ist gekennzeichnet durch den Übertritt von Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren in die Alveolen, was mit einer Dyspnoe und Hypoxie einhergeht. Das durch Hydrochlorothiazid verursachte Atemnotsyndrom scheint eine idiosynkratische Reaktion zu sein; eine Hypothese lautet, dass Komplexe aus Hydrochlorothiazid und gegen das Medikament gerichteten IgG-Antikörpern in den Lungen abgelagert werden und das Komplementsystem aktivieren.

Mitteilung der malaysischen Arzneimittelbehörde: Hydrochlorothiazide: Risk of Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS)

  • Betablocker nach Myokardinfarkt: Bei erhaltener linksventrikulärer Funktion nicht prognoseverbessernd
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 17. Januar 2025

Die Studien, welche die günstigen Wirkungen von Betablockern nach einem Myokardinfarkt gezeigt haben, stammen aus einer Zeit, in der sich das Vorgehen beim Myokardinfarkt von der heutigen Situation wesentlich unterscheidete. Insbesondere gab es bis anhin keine zeitgemässen Studien, welche die Behandlung mit Betablockern beim Myokardinfarkt mit erhaltener linksventrikulärer Funkfion untersucht haben. Diese Daten lieferte nun eine randomisierte, offen geführte Multizenterstudie.
Das Kollektiv bestand aus rund 5000 Patienten und Patientinnen, die einen Myokardinfarkt erlitten hatten, bei denen eine perkutane Angioplastie oder eine Bypass-Operation durchgeführt worden war und deren Auswurfsfraktion mindestens 50% betrug. Die eine Gruppe erhielt einen Betablocker (Metoprolol = Beloc Zok® u.a. [Zieldosis 100 mg/Tag]; Bisoprolol = Concor® u.a. [Zieldosis 5 mg/Tag]), die andere Gruppe nicht. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 3½ Jahren (Median) war der primäre Endpunkt – die Kombination von nochmaligem Myokardinfarkt oder Tod jeglicher Ursache – in der Betablocker-Gruppe bei 7,9% und in der Kontrollgruppe bei 8,3% der Fälle aufgetreten, was keinen signifikanten Unterschied ausmachte.

Kurzform der Studie aus dem «New England Journal of Medicine»: Beta-Blockers after Myocardial Infarction and Preserved Ejection Fraction

  • Tafamidis (Vindaqel®): Neue, spontan gemeldete Nebenwirkungen identifiziert
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. Januar 2025

Tafamidis ist ein «Orphan Drug» zur Behandlung der Transthyretin-Amyloid-Kardiomyopathie. Eine Autorengruppe hat die spontan gemeldeten Nebenwirkungen von Tafamidis zusammengestellt, die sich in der FAERS-Datenbank («FDA Adverse Event Reporting System») gesammelt hatten, und sie einer Disproportionalitätsanalyse unterzogen. Neben bekannten fand man dabei auch neue mögliche Nebenwirkungen; so ergaben sich positive Signale für Hörminderung/Taubheit, Hypertonie, Hyperlipidämie und Abnahme der Körpergrösse.

Volltext der Studie aus dem «BMC Pharmacology and Toxicology»: Safety assessment of Tafamidis: a real-world pharmacovigilance study of FDA adverse event reporting system (FAERS) events

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Tafamidis

  • Unter Zweitgenerations-Antiandrogenen sind auch kardiovaskuläre Risiken erhöht
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. Januar 2025

Beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom gilt die Kombination einer androgenentziehenden Therapie (Orchiektomie, GnRH-Agonist oder -Antagonist) mit einem Zweitgenerations-Antiandrogen (Abirateron [Zytiga® u.a.], Apalutamid [Erleada®], Darolutamid [Nubeqa®], Enzalutamid [Xtandi®] als wirksamste endokrine Behandlung. Wie vor einem Jahr berichtet, ist bei diesen Zweitgenerations-Antiandrogenen aber vermehrt mit kognitiven Defiziten, Müdigkeit und Stürzen zu rechnen (Zweitgenerations-Antiandrogene: Risiko für kognitive Defizite, Müdigkeit und Stürze).
Wie eine neue Metaanalyse zeigt, erhöhen die Zweitgenerations-Antiandrogene auch das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen oder Ereignissen (relatives Risiko = 1,75 [1,50–2,04]), namentlich das Risiko einer Hypertonie, eines akuten Koronarsyndroms, einer kardialen Arrhythmie, eines zerebrovaskulären Ereignisses und eines kardiovaskulär bedingten Todes.

Kurzform der aktuellen Metaanalyse aus dem «JAMA Oncology»: Cardiovascular Events and Androgen Receptor Signaling Inhibitors in Advanced Prostate Cancer

  • Trockene Augen: Hauptverursachende Medikamente
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 2. Januar 2025

In einer Studie wurde anhand einer Disproportionalitätsanalyse untersucht, bei welchen Medikamenten trockene Augen am häufigsten als Nebenwirkung gemeldet worden waren. Als Datenquelle wurde die FAERS-Datenbank («FDA Adverse Event Reporting System») benutzt.
Zu den Medikamentengruppen, die häufig trockene Augen verursachen, gehören: Augentropfen, die zur Glaukombehandlung verwendet werden; gewisse Onkologika; Anticholinergika, die bei Reizblasenbeschwerden oder zur Bronchodilatation eingesetzt werden; und Immunmodulatoren wie Dupilumab (Dupixent®) und Tralokinumab (Adtralza®).
Medikamente, bei denen ein besonders hohes Risiko von trockenen Augen zu bestehen scheint (mit einer «Reporting Odds Ratio» über 50), sind Brimonidin-Tropfen (Alphagan® u.a.), Bimatoprost-Tropfen (Lumigan® u.a.), Isotretinoin (Roaccutan® u.a.), Oxymetazolin-Spray/-Tropfen (Nasivin®) und Dupilumab.

Volltext der Studie aus dem «Asia-Pacific Journal of Ophthalmology»: Real-World Large Sample Assessment of Drug-related Dry Eye Risk: Based on the FDA Adverse Event Reporting System Database