Beschwerden nach Absetzen der Hormontherapie

  • a -- Ockene JK, Barad DH, Cochrane BB et al. Symptom experience after discontinuing use of estrogen plus progestin. JAMA 2005 (13. Juli); 294: 183-93 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Etzel Gysling
  • infomed screen Jahrgang 9 (2005) , Nummer 10
    Publikationsdatum: 1. Oktober 2005
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Studienziele
Wegen ihrer Risiken sollen Hormone nach der Menopause nur während einer möglichst kurzen Frist verabreicht werden. Es ist bisher aber wenig bekannt, wie häufig klimakterische Beschwerden nach Absetzen der Hormone erneut auftreten. Diese Frage sollte mit einer Befragung von Studienteilnehmerinnen der «Women’s Health Initiative»-Studie geklärt werden.

Methoden
Diejenige Studie innerhalb der «Women’s Health Initiative», in der Frauen nach der Menopause entweder eine Östrogen- Gestagen-Kombination (konjugierte Östrogene plus Medroxyprogesteron, in der Schweiz: Premella® ST) oder Placebo erhielten, wurde bekanntlich vorzeitig abgebrochen, da sich die Hormone gesamthaft nachteilig auswirkten. Die Studienteilnehmerinnen, die ihre Studienmedikamente bei zum Ende der Studie regelmässig eingenommen hatten, wurden rund ein Jahr später schriftlich zu ihren Erfahrungen nach dem Absetzen der Therapie befragt.

Ergebnisse
Die Fragebogen von 4’085 Frauen aus der Hormon- und von 4’320 Frauen aus der Placebogruppe konnten ausgewertet werden. Ihr Durchschnittsalter betrug 69 Jahre, die Studienmedikamente waren durchschnittlich knapp 6 Jahre lang eingenommen worden. Mittelschwere bis schwere vasomotorische Beschwerden nach Absetzen der Studienmedikamente (Hitzewallungen oder nächtliches Schwitzen) wurden von 21% der Frauen aus der Hormongruppe und von 5% der Frauen aus der Placebogruppe angegeben. Bei Frauen, die vor der Studie ähnliche Symptome hatten, war das Risiko für ein erneutes Auftreten besonders hoch (56% nach Hormonen, 21% nach Placebo). Weitere häufig genannte Beschwerden nach dem Sistieren der Hormone waren Schmerzen und Steifigkeit der Muskeln oder Gelenke, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Depression. In geringerem Ausmass traten diese Beschwerden allerdings auch bei Frauen auf, die in der Studie Placebo erhalten hatten. Um die Beschwerden zu lindern, änderten viele Frauen ihre Lebensgewohnheiten (vermehrte Flüssigkeitszufuhr, mehr Bewegung, Änderungen der Ernährungsweise u.a.) und hatten damit in der Regel Erfolg. Auch medizinische Massnahmen gelangten zum Einsatz; nur sehr wenigen Frauen wurden jedoch erneut Hormone verschrieben (4% der Hormon- und 1% der Placebogruppe). Pflanzliche Präparate waren nur bei rund zwei Dritteln der Frauen erfolgreich, die zuvor Hormone erhalten hatten.

Schlussfolgerungen
Etwa ein Fünftel der Frauen, die in der «Women’s Health Initiative »-Studie mit einem kombinierten Östrogen/Gestagen- Präparat behandelt worden waren, hatten nach dem Absetzen der Hormone klimakterische Beschwerden, in erster Linie vasomotorischer Natur. Die Studienverantwortlichen fordern vermehrte Anstrengungen bei der Erforschung der Alternativen zur Behandlung klimakterischer Beschwerden.

Zusammengefasst von Bettina Wortmann

Die vorliegenden Resultate müssen mit Zurückhaltung interpretiert werden, da diejenigen Frauen, die vorzeitig aus der Studie ausgeschieden waren, nicht befragt wurden. Dennoch kann gesagt werden, dass die grosse Mehrzahl der Frauen nach der Menopause auch ohne Hormonsubstitution keine Beschwerden hat, die sich nicht durch entsprechende Anpassung der Lebensweise lindern liessen. Unbefriedigend ist aber, dass die Medizin Frauen mit ausgeprägten klimakterischen Beschwerden zur Zeit keine wirklich überzeugende Alternative zur Hormonsubstitution anbieten kann; in diesem Sinne ist die Forderung nach vermehrter Forschung sicher angezeigt.

Etzel Gysling

Standpunkte und Meinungen
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Beschwerden nach Absetzen der Hormontherapie ( 2005)