Baclofen für Alkoholabhängige?
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 12 (2008)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. März 2008 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Medikamente, die Alkoholabhängigen helfen, eine Abstinenz durchzuhalten, sind von begrenztem Nutzen. Besonders für Abhängige, die bereits an einer alkoholischen Leberzirrhose leiden, ist zudem ihre Verabreichung problematisch, da z.B. Disulfiram (Antabus®) wie auch Naltrexon (Naltrexin®, Nemexin®) bei einer Leberinsuffizienz nicht gegeben werden sollten. Baclofen (Lioresal®), ein GABA-Rezeptoragonist, wird vorwiegend zur Behandlung von Muskelspastizität bei Multipler Sklerose eingesetzt und wirkt bei Abhängigen offenbar dämpfend auf das Verlangen nach Alkohol. In dieser italienischen Studie wurde es in einer Dosis von initial dreimal täglich 5 mg, gefolgt von dreimal täglich 10 mg bei 84 Alkoholabhängigen mit einer Leberzirrhose eingesetzt und mit Placebo verglichen.
Während der 12-wöchigen Behandlung schafften es unter Baclofen etwa doppelt so viele Untersuchte wie unter Placebo, abstinent zu bleiben (71% gegenüber 29%). Auch die Leberwerte nahmen in der Baclofengruppe stärker ab als in der Kontrollgruppe. Therapieabbrüche und unerwünschte Wirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar.
Nach Topiramat (Topamax®; siehe in der Januar/Februar- Nummer dieses Jahres) wird hier auch für Baclofen eine Studie präsentiert, die einen Nutzen bezüglich Alkoholkonsum von Abhängigen zeigt. Für beide Medikamente gilt, dass nur ein kurzzeitiger Nutzen bezüglich Alkoholkonsum, nicht aber ein langfristiger Nutzen bezüglich relevanterer Endpunkte untersucht wurde. Die aktuelle Studie ist ausserdem recht klein, ihre Aussagekraft dadurch eingeschränkt. Immerhin wurden Personen mit einer Leberzirrhose behandelt, bei denen das Erreichen einer Abstinenz besonders dringend ist. Ausserdem dürfte das Risiko für unerwünschte Wirkungen bei der verwendeten Baclofen-Dosierung kleiner sein als bei Topiramat.
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
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