Welche Studien werden veröffentlicht?
- a -- von Elm E, Röllin A, Blümle A et al. Publication and non-publication of clinical trials: longitudinal study of applications submitted to a research ethics committee. Swiss Med Wkly 2008 (5. April); 138: 197-203 [Link]
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- Kommentar: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 12 (2008)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 1. Juli 2008 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Die Evidenz zu einem Thema hängt davon ab, welche Studien überhaupt vorhanden sind. Ein Problem dabei ist aber, dass nicht alle durchgeführten Studien auch publiziert werden. Wenn beispielsweise Studien mit einem negative Studienergebnis für eine bestimmte Intervention weniger häufig zur Publikation gelangen als solche mit einem positiven Resultat, wird dadurch eine Wirksamkeit der Intervention vorgetäuscht oder überbewertet («Publication Bias»). Die Verantwortlichen der aktuellen Studie untersuchten anhand von Studienprotokollen, die an die Ethikkommission des Universitätsspitals Bern eingereicht worden waren, wie oft Studien schliesslich auch veröffentlicht werden.
451 in einem Zeitraum von 10 Jahren eingereichte Protokolle von randomisierten Vergleichsstudien wurden untersucht. 81% der eingereichten Studien waren von der Industrie, 10% von anderen Stellen gesponsert. Nur etwa die Hälfte (52%) der eingereichten Studien wurden schliesslich veröffentlicht. Eine grössere Chance auf eine Publikation hatten Studien mit nicht-kommerzieller Finanzierung, grössere Studien und Multizenterstudien, insbesondere internationale.
Das Problem der nicht- oder, noch schlimmer, der selektiv veröffentlichten Studien hat vor allem dank der Arbeit der «Cochrane Collaboration» Beachtung gefunden. Gut belegt ist eine selektive Publikation von Studien heute z.B. für Antidepressiva. Es konnte gezeigt werden, dass praktisch alle Studien mit positiven, aber nur eine kleine Minderheit derjenigen mit negativen Resultaten veröffentlicht worden sind.1 Die aktuelle Berner Arbeit zeigt, dass nur etwa die Hälfte der bei einer universitären Ethikkommission eingereichten Studien schliesslich veröffentlicht wird. Bemerkenswert ist dies insbesondere, weil sich die Studienverantwortlichen auf randomisierte Studien beschränkt hatten. Dass insbesondere kleinere, Industrie-finanzierte Studien häufig nicht publiziert werden, legt den Schluss nahe, dass Studien zumindest obligatorisch registriert werden sollten. Noch besser wären unabhängig finanzierte Studien!
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
1 Turner EH, Matthews AM, Linardatos E et al. Selective publication of antidepressanttrials and its influence on apparent efficacy. N Engl J Med 2008; 358: 252-60_______________________________________________
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