Hormonersatztherapie und Thromboserisiko
- Zusammenfassung: Julia Bohlius
- Kommentar: Peter Jüni
- infomed screen Jahrgang 12 (2008)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. September 2008 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die Hormonersatztherapie kann die Lebensqualität von symptomatischen Frauen in der Menopause verbessern, erhöht aber unter anderem die Gefahr thromboembolischer Komplikationen. In der vorliegenden Meta-Analyse wurde dieses Risiko neu bewertet.
Methoden
Sieben Fall-Kontroll-Studien, eine Kohortenstudie und neun randomisierte Studien, in denen die Wirkung oraler Östrogene allein oder in Kombination mit Gestagenen auf das Risiko für tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien untersucht worden war, wurden in die Meta-Analyse eingeschlossen.
Ergebnisse Eine orale Hormonersatztherapie erhöhte das Risiko für thromboembolische Komplikationen. Bei Annahme eines Basisrisikos von einer Thrombose pro 1’000 Frauenjahre führte eine Hormonbehandlung zu einem zusätzlichen Ereignis pro 667 Frauen in einem Jahr. Im ersten Jahr der Therapie war das Risiko («odds ratio» OR 4,0; 95%- Vertrauensintervall CI 2,9 - 5,7) im Vergleich zu nachfolgenden Behandlungsjahren (OR 2,1; 95% CI 1,3 - 3,8) deutlich erhöht. Transdermale Östrogene wurden in vier Beobachtungsstudien, aber in keiner randomisierten Studie untersucht. In diesen Beobachtungsstudien schien die transdermale Östrogenbehandlung das Risiko nicht deutlich zu erhöhen ( OR 1,2; 95% CI 0,9 - 1,7). Bei übergewichtigen Frauen oder solchen mit nachgewiesenen prothrombotischen genetischen Mutationen verstärkten die Hormone das bereits erhöhte Risiko noch mehr.
Schlussfolgerungen
Die vorliegende Meta-Analyse bestätigt, dass bei oraler Hormonersatztherapie das Risiko für thromboembolische Komplikationen erhöht ist. Die Beobachtung, dass die transdermale Verabreichung günstiger sein könnte, muss kritisch beurteilt und in randomisierten Studien überprüft werden.
Zusammengefasst von Julia Bohlius
Diese Meta-Analyse untersucht elegant, welche Faktoren bei Hormonersatztherapie das Thromboserisiko beeinflussen könnten. Sollten wir uns nun dazu verführen lassen, in grossem Rahmen transdermale Östrogene zu verschreiben? Sicher nicht. Einerseits stammt die vorgelegte Evidenz für ein eventuell verbessertes Sicherheitsprofil von transdermalen Östrogenen ausschliesslich aus Beobachtungsstudien, welche bei der Beurteilung der kardiovaskulären Sicherheit der Hormonersatztherapie notorisch unzuverlässig sind und bereits verschiedentlich zu Fehleinschätzungen geführt haben. Andererseits sind die Vertrauensintervalle für den geschätzten Effekt weit und schliessen ein klinisch relevant erhöhtes Thromboserisiko bei der transdermalen Hormonersatztherapie nicht aus.
Peter Jüni
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