Chlamydien- und Gonokokken- Nachweis im Urin
- m -- Cook RL, Hutchison SL, Ostergaard L et al. Systematic review: noninvasive testing for Chlamydia trachomatis and Neisseria gonorrhoeae. Ann Intern Med 2005 (7. Juni); 142: 914-25
- Zusammenfassung: Mark Witschi
- Kommentar: Nicola Low
- infomed screen Jahrgang 9 (2005)
, Nummer 9
Publikationsdatum: 1. September 2005 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mit dem Nachweis im Urin könnte die Akzeptanz von Vorsorgeuntersuchungen für Infektionen mit Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoeae wahrscheinlich verbessert werden. Mit dieser systematischen Übersichtsarbeit sollte untersucht werden, wie zuverlässig der Chlamydien- bzw. Gonokokken-Nachweis im Urin verglichen mit Zervix- oder Urethra-Abstrichen gelingt.
Methoden
Gesucht wurden Studien, in denen die Sensitivität und Spezifität von Nukleinsäure-Amplifikationstests in Urinproben bestimmt und mit Testresultaten aus Abstrichen verglichen wurden. In 29 Studien wurden drei kommerziell vertriebene molekulare Tests untersucht: einer basierte auf der «polymerase chain reaction» (PCR), einer auf der «transcription mediated amplification» (TMA) und einer auf der «strand displacement amplification» (SDA). Die Resultate in Urinproben und Abstrichen wurden für Chlamydien und Gonokokken wie auch für beide Geschlechter getrennt analysiert.
Ergebnisse
Die Sensitivität in den Urinproben lag bei allen untersuchten Tests insgesamt zwischen 80% und 93%; nur der PCRGonokokken- Test ergab bei Frauen mit einer Sensitivität von 55% ein deutlich schlechteres Resultat. Für den TMA- und SDA-Test fehlen Studien bei Männern. Die Durchführung der Tests in Abstrichen ergab eine leicht höhere, für den PCR-Test bezüglich Gonorrhoe bei Frauen eine deutlich höhere Sensitivität (94% gegenüber 55%). Die Spezifität der drei Tests in Urinproben überstieg bei beiden Geschlechtern sowohl für Chlamydien als auch für Gonokokken 97%.
Schlussfolgerungen
Mit Nukleinsäure-Amplifikationstests können Chlamydien und Gonokokken im Urin ähnlich zuverlässig nachgewiesen werden wie in Zervix- oder Urethra-Abstrichen. Der untersuchte PCR-Test zeigte allerdings eine ungenügende Sensitivität für N. gonorrhoeae in Urinproben von Frauen.
Zusammengefasst von Mark Witschi
Diese seriös durchgeführte systematische Review zeigt, dass sich Urinproben bei beiden Geschlechtern zum Nachweis von Chlamydia trachomatis mittels Nukleinsäure- Amplifikationstests eignen. Genitale Chlamydieninfektionen sind die häufigste sexuell übertragbare Krankheit in den meisten industrialisierten Ländern, mit einer Prävalenz von 2 bis 6% bei unter 25-jährigen Männern und Frauen. Ein systematisches Screening für Chlamydien kann Infektionen im kleinen Becken verhindern, welche eine wichtige Ursache von Tuben- Infertilität wie auch ektopischer Schwangerschaften sind. In der Schweiz werden dem Bundesamt für Gesundheit jährlich etwa 3'500 Chlamydiennachweise von Laboratorien gemeldet; die Prävalenz in der Bevölkerung ist jedoch unbekannt. Die Möglichkeit, Chlamydien verlässlich in nicht-invasiv gewonnenem Material nachzuweisen, macht das Testen von sexuell aktiven jungen Personen wie auch Prävalenzstudien einfacher. In Situationen mit tiefer Prävalenz wie in Allgemein- und gynäkologischen Praxen sollten alle positiven Tests bestätigt werden, vorzugsweise mit einem anderen Test: die Möglichkeit eines falsch positiven Tests ist hier höher als in Institutionen, die auf sexuell übertragbare Krankheiten spezialisiert sind.
Nicola Low
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