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Viel publizieren dank Pharma-Unterstützung?
- a -- Holleman F, Uijldert M, Donswijk LF et al. Productivity of authors in the field of diabetes: bibliographic analysis of trial publications. BMJ 2015 (1. Juli); 351: h2638 [Link]
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 19 (2015)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 23. September 2015 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Grosse randomisierte Medikamentenstudien (RCT) sind nicht nur für die Forschung wichtig, sondern auch für das Marketing. Die pharmazeutischen Firmen setzen daher alles daran, dass Resultate so rasch wie möglich und mit einem positiven Resultat für ihre Produkte veröffentlicht werden. Sowohl Planung wie Durchführung, Auswertung und Publikation sind aber sehr zeitaufwendig. Daher werden die Studienverantwortlichen oft «unterstützt» von bezahlten «Ghostwritern» und/oder von Angestellten der Sponsorfirmen. In den letzten Jahren wurden mehrere neue Klassen von Blutzucker-senkenden Mitteln entwickelt, die zu einer wahren Explosion von Studien geführt haben. Die RCT mit diesen Substanzen eignen sich daher gut, um die Charakteristika von Studienverantwortlichen zu untersuchen.
Eine Gruppe von Forschenden aus den Niederlanden und aus England haben alle zwischen dem 1. Januar 1993 und dem 31. Dezember 2013 veröffentlichten Studien über neue, später auf dem Markt eingeführte Blutzucker-senkende Präparate genauer unter die Lupe genommen. Sie fanden 3'782 medizinische Artikel mit insgesamt 13'592 Autorinnen und Autoren. Die 110 am häufigsten genannten Autorinnen und Autoren (0,8%) waren an 1'227 (32,4%) aller Artikel beteiligt. In diesen Artikeln ging es um insgesamt 991 RCT, im Median waren dies 20 (4-77) Studien pro Person. Elf ganz besonders aktiv Publizierende (0,08%) waren in 354 (10,5%) der RCT involviert, im Median 42 pro Person (36-77). 48 der 110 obigen Autorinnen und Autoren waren Angestellte einer pharmazeutischen Firma, 906 der 991 RCT waren von Pharmafirmen gesponsert. In 44,3% wurde «Unterstützung beim Schreiben» erwähnt. Eine genaue Analyse der Interessenkonflikte war bei 704 Studien möglich, bei nur 6% davon wurden die Publizierenden als unabhängig beurteilt.
Diese Zahlen sind sehr eindrücklich, obwohl aus der Anzahl Publikationen allein nicht auf Abhängigkeit geschlossen werden darf. Bedenkt man jedoch, wie viel Arbeit hinter der Erarbeitung eines Protokolls, der Analyse der Resultate und dem Verfassen eines Artikels steht, dann ist es unrealistisch, dass die Verantwortlichen im Mittel 20 Studien (in einem Einzelfall waren es sogar 77!) im Laufe von 21 Jahren veröffentlichen konnten ohne Unterstützung von Sponsoren. Bekanntlich erfolgt diese Unterstützung meist nicht durch die Forschungs-, sondern die Marketingabteilung der involvierten Firmen. In Kenntnis dieser Tatsachen ist es wohl angebracht, an der Unabhängigkeit von solchen «Vielpublizierenden» zu zweifeln. Dies gilt wohl nicht nur für Antidiabetika, sondern auch für andere Medikamentengruppen, z.B. für kardiovaskuläre Medikamente, insbesondere Lipidsenker! Umso mehr sind unabhängige, «pharma-kritische» Publikationen notwendig!
Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi
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