Wirksamkeit von peroralem Eisen nach zwei Wochen abschätzbar

  • a -- Okam MM, Koch TA, Tran MH. Iron supplementation, response in iron-deficiency anemia: analysis of five trials. Am J Med 2017 (August); 130: 991.e1-e8 [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 21 (2017) , Nummer 5
    Publikationsdatum: 26. September 2017
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Die Therapie einer Eisenmangel-Anämie sollte mit einem oralen Eisenpräparat begonnen werden. Nur bei «fehlendem Ansprechen» (welches häufig auf eine unregelmässige Einnahme wegen gastrointestinalen Nebenwirkungen zurückzuführen ist) muss auf die kostspieligere intravenöse Verabreichungsform gewechselt werden. Es ist aber nicht klar, zu welchem Zeitpunkt und anhand welches Messparameters das «fehlende Ansprechen» am besten festgestellt werden soll. Um diese Frage zu beantworten, haben Forschende die individuellen Untersuchungsdaten aus fünf randomisierten Studien (offene Vergleiche von oraler gegenüber intravenöser Eisensubstitu­tion) neu ausgewertet. Es wurden nur die Daten der oral behandelten Personen (96% davon Frauen) verwendet. Wenn der Hämoglobin-Wert nach 14 Tagen um mindestens 1,0 g/dl angestiegen war (oder nach 6-8 Wochen um mindestens 2,0 g/dl), galt dies als «gutes Ansprechen» auf die orale Eisentherapie, ansonsten als «fehlendes Ansprechen». Dabei interessierte hauptsächlich, ob anhand eines «guten Ansprechens» nach 2 Wochen ein «gutes Ansprechen» auch nach 6-8 Wochen vorausgesagt werden kann – das heisst, ob sich die Hämoglobin-Messung zu diesem frühen Zeitpunkt zum Abschätzen der definitiven Wirksamkeit der oralen Therapie eignet.

Bei 537 (73%) von 738 Personen mit oraler Eisensubstitution konnte nach 2 Wochen ein «gutes Ansprechen» nachgewiesen werden. Von diesen erreichten 499 (93%) auch ein «gutes Ansprechen» nach 6-8 Wochen. Von 201 Personen mit «fehlendem Ansprechen» nach 2 Wochen erreichten hingegen nur 55 (27%) dieses Ziel. Somit kann man sagen, dass ein Hämoglobinanstieg von mindestens 1,0 g/dl nach 2 Wochen mit einem positiven Voraussagewert von 93% und einem negativen Voraussagewert von 73% das Erreichen eines Hämoglo­binanstieges von mindestens 2 g/dl nach 6-8 Wochen recht zuverlässig voraussagt (entspricht einer Sensitivität von 90% und einer Spezifität von 79%). Andere Parameter wie Ferritin, Transferrin-Sättigung oder Retikulozyten hingegen wiesen nach 2 Wochen keine genügende Voraussagekraft auf. Die Studienverantwortlichen folgern daraus, dass für den Entscheid, ob eine orale Eisensubstitution weitergeführt werden soll, am besten der Hämoglobin-Anstieg nach 2 Wochen beurteilt wird.

Anhand dieser nachträglichen Analyse kann einmal mehr gezeigt werden, dass ein Grossteil der Eisenmangelzustände mit einer oralen Eisensubstitutionstherapie sicher und günstig behandelt werden kann. Zudem wird ein einfacher Test (Nachweis eines Hämoglobinanstiegs um mindestens 1,0 g/dl nach 2 Wochen) beschrieben, welcher das Erreichen des Therapieziels nach 6-8 Wochen relativ gut voraussagt. Nur bei geringerem Hämoglobin-Anstieg sollte auf eine intravenöse Therapie gewechselt werden. Obwohl die verwendeten Daten hauptsächlich von Frauen mit einer postpartalen Anämie oder nach starken uterinen Blutungen stammen, lässt sich diese Aussage vermutlich auf alle (sicheren und vermeintlichen) Eisenmangelzustände anwenden, obwohl ohne Anämie natürlich ein Hb-Anstieg nicht erwartet werden darf.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 21 -- No. 5
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Wirksamkeit von peroralem Eisen nach zwei Wochen abschätzbar ( 2017)