Appendizitis: Verzicht auf Operation?
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 21. Februar 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Eine akute Appendizitis wird bei uns in aller Regel operativ behandelt. Es ist aber bekannt, dass es in vielen Fällen zu einer Spontanheilung kommt. Eine antibiotische Behandlung erhöht vermutlich die Chance auf ein Abheilen. In dieser randomisierten Studie aus Finnland konnte zuvor gezeigt werden, dass in der Gruppe, die primär antibiotisch behandelt wurde, 73% ohne Operation entlassen werden konnten, ohne dass sie im folgenden Jahr eine Operation benötigten (siehe infomed-screen 6/2015). In der hier vorgestellten neuen Publikation wird über die Ergebnisse nach weiteren 5 Jahren Beobachtung berichtet.
Was hat man gefunden?
530 Personen mit einer im Computertomogramm (CT) bestätigten Appendizitis wurden randomisiert einer Gruppe mit Operation oder einer primären Antibiotikabehandlung mit Ertapenem i.v. (Invanz®) zugeteilt. Von den 257 Personen in der Antibiotikagruppe wurden 70 (27%) innerhalb des ersten Jahres trotzdem appendektomiert. Bis 5 Jahre nach Studienbeginn kamen nochmals 30 Personen hinzu, die wegen eines Rückfalls operiert werden mussten. Insgesamt wurden also innerhalb von 5 Jahren 39% der primär antibiotisch Behandelten doch appendektomiert. Zwei von diesen (2%) hatten eine komplizierte Appendizitis. Insgesamt hatten die Personen in der Antibiotikagruppe signifikant seltener chirurgische Komplikationen (7% gegenüber 24%, vor allem Schmerzen und Wundinfekte).
Wie wird es gedeutet?
Bereits die Resultate dieser randomisierten Studie nach einem Jahr Beobachtungszeit hatten gezeigt, dass auch eine im CT bestätigte akute Appendizitis ohne Operation häufig abheilt. Wieviel die antibiotische Behandlung dazu beiträgt, muss offenbleiben, da eine Placebo-Gruppe aus ethischen Gründen nicht opportun erscheint. Die aktuellen 5-Jahres-Daten zeigen, dass die Rückfallrate auch ein Jahr nach dem Verzicht auf eine Operation relativ hoch bleibt (30 von 187 = 16% in 4 Jahren).
Screen-Kommentar
Die Studienverantwortlichen kommen zum Schluss, dass der Verzicht auf eine Operation bei einer akuten Appendizitis möglich sei. Angesichts der häufigen Rückfälle ist eine Änderung der bisherigen Praxis aber kaum denkbar. Der Verzicht auf eine chirurgische Intervention wird bei uns weiterhin nur in Einzelfällen eine echte Option darstellen.
Zusammengefasst und kommentiert von Peter Ritzmann
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