5-Fluorouracil ist die beste Therapieoption bei aktinischer Keratose

  • r -- Jansen MHE, Kessels JPHM, Nelemans PJ et al. Randomized trial of four treatment approaches for actinic keratosis. N Engl J Med. 2019 March 7; 380: 935-46 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Marcel Müller
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 16. Juli 2019
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Warum diese Studie?

Aktinische Keratosen der Kopfhaut sind die häufigsten Präkan­zerosen in der weissen Bevölkerung mit einer Prävalenz von 37,5% bei über 50-jährigen Personen. Ursache ist die Son­nenexposition (UV-Licht). Für die Therapie dieser Erkrankung gibt es noch keine einheitlichen Empfehlungen. Ohne Be­handlung kann sich aus einer aktinischen Keratose ein Platten­epithel­karzinom (Spinaliom) entwickeln. Die Rezidivrate nach einer Behandlung ist gross.

Was hat man gefunden?

In diese holländische Multizenterstudie wurden von Novem­ber 2014 bis März 2017 insgesamt 624 Personen einge­schlossen. 155 von ihnen wurden mit einer Fluorouracil-Crème 5% (Efudix®) behandelt, 156 mit Imiquimod-Crème 5% (Aldara®), 157 mit Ingenolmebutat-Gel 0,015% (Picato®) und 156 mit einer Methyl­­­-Amino-Laevulinat-Phototherapie (MAL-PDT). Die kumulierte Wahr­schein­lichkeit, nach 12 Monaten auf die Therapie an­gesprochen zu haben, war nach einer Behandlung mit 5-Flu­orouracil signifikant höher (74,7% [95% CI 66,8-81,0]) als bei den anderen drei Therapien: Imiqui­mod 53,9% (95% CI 45,4-61,6); Ingenol­me­butat 28,9% (95% CI 21,8-36,3); MAL-PDT 37,7% (95% CI 30,0-45,3). Verglichen mit 5-Flu­oro­ura­cil als Referenzwert (Hazard Ratio [HR] = 1) lag die HR bezüglich Behandlungsversagen bei 2,03 für Imiquimod, bei 3,33 für Ingenolmebutat und bei 2,73 für MAL-PDT.

Wie wird es gedeutet?

Bei der Behandlung der aktinischen Keratose war 5-Flu­orouracil den übrigen Behandlungen überlegen, insbeson­dere im Stadium I und II. Für das Stadium III konnte wegen zu kleiner Zahl von Teilnehmenden keine getrennte statistische Auswer­tung vorgenommen werden.

Zusammengefasst von Thomas Koch

Gast-Kommentar

Aktinische Keratosen, also Schädigungen der Haut durch ku­mu­lative Sonneneinwirkung, gehören zu den häufigeren Diag­nosen in der Haut- wie der Hausarztpraxis. Während einzelne Läsionen z.B. durch lokale Applikation von Kälte gut zu be­han­deln sind, ist ein flächiger Befall eine the­rapeutische He­raus­forderung. Die aktuellen Leitlinien ge­ben keine Emp­feh­lungen, welche Behandlung zu bevorzugen sei. Es gab bisher keinen Vergleich über alle etablierten Thera­pien. Daher er­staunt es nicht, dass die vorlie­gende Studie in einem hoch­ran­gigen Journal publiziert wurde. Sie hat einige Limitationen: Fast die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Teilnehmen­den hat wegen persönlicher Präfe­renzen die Teilnahme ver­weigert. Das Verhältnis Männer zu Frauen war mit 9:1 deut­lich höher als in der Realität mit 4:1. Unter Studienbedingun­gen war die Adhärenz zu den länger­fristigen Anwendungen von Fluoro­uracil und Imiquimod recht gut, dies ist aber in der Realität nicht unbedingt immer zu er­warten. Einige der Autoren wur­den gesponsert von den Herstellern der ge­prüften Produkte. - Bei der topischen Be­handlung flächiger akti­ni­scher Keratosen ist Fluorouracil den übrigen etablierten Ver­fahren signifikant überlegen. Die Be­handlung sollte aber per­sönliche Präferen­zen der Betroffe­nen (z.B. bezüglich der Be­han­dlungs­dauer und -intensität) und die zu erwartende Ad­härenz be­rück­sich­tigen. Für viele Pa­tientin­nen und Patienten dürfte eine länger­fristige Behandlung mit Flu­oro­uracil ideal sein, manche wer­den aber eine kürzere, in­ten­sivere, aber u.U. schmerz­haf­tere Behandlung mit MAL-PDT oder Ingenol­me­bu­tat be­vor­zu­gen.

Marcel Müller, Facharzt für Dermatologie
und Venerolo­gie, Wil

Standpunkte und Meinungen
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