Pneumokokkeninfekte: Raucher sind häufiger betroffen

  • f -- Nuorti JP, Butler JC, Farley MM et al. Cigarette smoking and invasive pneumococcal disease. N Engl J Med 2000 (9. März); 342: 681-9 [Link]
  • Kommentar: Manuel Battegay
  • infomed screen Jahrgang 4 (2000) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. April 2000
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Studienziele

Personen, die rauchen oder passiv dem Tabakrauch ausgesetzt sind, haben gehäuft Atemwegsinfektionen. Von den Leuten mit invasiven Pneumokokkeninfekten rauchen die Hälfte. In dieser Studie wurde die Rolle des Rauchens und anderer Faktoren (u.a. Geschlecht, Rasse, sozialer Status, Trinkgewohnheiten, chronische Krankheiten) als Risiken für invasive Pneumokokkeninfekte untersucht.

Methoden

Nur immunkompetente Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren mit einer Pneumokokkeninfektion wurden in die Studie aufgenommen. Die Fälle wurden in Atlanta, Baltimore und Toronto prospektiv über Labordaten erfasst. Als aktive Raucherinnen und Raucher galten Personen, die zum Zeitpunkt der Studie rauchten oder erst im vorangegangenen Jahr damit aufgehört hatten. Rund 25% der Personen (n=228) mit einer nachgewiesenem invasiven Pneumokokkenerkrankung wurden befragt. Als Kontrollgruppe dienten 301 aus den gleichen Städten stammende Personen.

Ergebnisse

Von Januar 1995 bis Mai 1996 wurden insgesamt 1‘248 Fälle von invasiven Pneumokokkenerkrankungen in der Altersgruppe von 18 bis 64 Jahren beobachtet. In dieser Altersgruppe betrug die Inzidenz in Toronto etwa 8%, in Atlanta 20% und in Baltimore 22% auf 100'000 Personen pro Jahr. Schwarze erkrankten rund 5- bis 8mal häufiger als Weisse, und Männer deutlich häufiger als Frauen. Rund ein Viertel der Erkrankten litt unter einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Unter den Personen mit einer Pneumokokkenerkrankung waren 58% Raucher bzw. Raucherinnen, in der Kontrollgruppe lediglich 25%. Pneumokokkeninfektionen traten auch signifikant häufiger bei passiv Rauchenden auf. Pneumokokkeninfektionen waren auch bei Personen mit chronischen Erkrankungen und in ungünstigen sozialen Verhältnissen gehäuft.

Schlussfolgerungen

In Anbetracht der grossen Zahl von Raucherinnen und Rauchern könnten mit einer höheren Nikotinabstinenz Tausende von Pneumokokkeninfekten vermieden werden.

Überzeugend wird hier gezeigt, dass Rauchen der stärkste unabhängige Risikofaktor für eine invasive Pneumokokkeninfektion bei nicht-betagten, immunkompetenten Erwachsenen ist. Obwohl aus Fallserien dieser Zusammenhang bereits vermutet wurde, beweist die vorliegende Studie aufgrund des sorgfältigen «Case Control»-Ansatzes die Wichtigkeit dieses Risikofaktors. Erstaunlich ist zudem, dass frühere Raucher für mindestens 10 Jahre und auch Passivraucher ein erhöhtes Risiko haben. Nicht geklärt ist mit dieser Studie, ob alle Raucher (auch ohne chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) eine Pneumokokkenimpfung erhalten sollten. Dazu sind prospektive randomisierte Studien notwendig.

Manuel Battegay

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Pneumokokkeninfekte: Raucher sind häufiger betroffen ( 2000)