Sinn von Mammographien hinterfragt
- Kommentar: Matthias Egger
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. Februar 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mehrere grosse Studien scheinen nachzuweisen, dass ein Mammographiescreening die Brustkrebsmortalität um bis 29% senken kann. Deshalb wird zum Beispiel in Schweden seit über 10 Jahren ein Mammographiescreening empfohlen. Dennoch konnte dort zwischen 1987 und 1996 keine Abnahme der Brustkrebsmortalität festgestellt werden. Die Autoren untersuchten deshalb die Qualität von Mammographiestudien.
Methoden
Die Cochrane-Library wurde nach randomisierten Mammographiestudien durchsucht. Die so gefundenen acht Studien wurden danach hinsichtlich der verwendeten Methoden analysiert.
Ergebnisse
Bei sechs der acht Mammographiestudien hatte die Randomisierung ungleiche Gruppen ergeben. Zudem fanden sich in den Berichten zu vier Studien Inkonsistenzen zur Zahl der Teilnehmerinnen. Nur zwei Studien genügten hinsichtlich Vergleichbarkeit und Berichtqualität den Anforderungen der Untersucher. In diesen Studien aber wurde für Frauen, die einem Mammographiescreening unterzogen wurden, keine signifikante Abnahme der Gesamt- wie Brustkrebsmortalität festgestellt. Im Gegensatz dazu zeigten die methodologisch unbefriedigenden Studien im Durchschnitt eine 25%ige Abnahme der Brustkrebsmortalität bei Frauen mit Screening.
Eine frühere schwedische Metaanalyse, die auf einer «korrekten» und vier «fehlerhaften» Studien beruhte, hatte eine Abnahme der Brustkrebs-, jedoch eine Zunahme der Gesamtmortalität gezeigt. Unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Alters der verglichenen Gruppen konnte keine Mortalitätszunahme errechnet werden.
Schlussfolgerungen
In statistisch «korrekt» durchgeführten Studien konnte nicht klar bewiesen werden, dass ein Mammographiescreening mehr nützt als schadet.
Vierzig Jahre nachdem in New York die ersten Frauen in eine randomisierte Mammographie-Studie aufgenommen wurden, werden die acht vorliegenden Studien von Gøtzsche und Olsen provokativ unter die methodologische Lupe genommen. Metaanalysen hatten bekanntlich gezeigt, dass das Mammographiescreening bei Frauen in der Altersgruppe über 50 Jahren mit einer Reduktion der Brustkrebs-Sterblichkeit einhergeht. Die Autoren argumentieren nun, dass nur in zwei Studien korrekt randomisiert wurde, dass diese zwei Studien keine Wirkung der Vorsorgeuntersuchungen zeigten – was von de Koning im begleitenden Kommentar bestritten wird1 – und dass deshalb das Mammographiescreening auf schwachen Füssen steht. Die Kritik der Autoren richtet sich meines Erachtens zu eng auf die Randomisierung und lässt andere wichtige Faktoren auf den Ebenen Studienanlage, Intervention und Population ausser acht. Ich bin gespannt auf die Reaktion der Autoren der Studien und Metaanalysen!
Matthias Egger1 de Koning HJ. Assessment of nationwide cancer-screening programmes. Lancet2000 (8. Januar); 355: 80-1
Standpunkte und Meinungen
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