Wie infizieren sich Schwangere mit Toxoplasmose?
- Kommentar: Nicola Low
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. September 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
In Europa leiden 0,1 bis 1‰ der Neugeborenen an einer kongenitalen Toxoplasmose; in bis zu einem Viertel der Fälle ist das mit Entwicklungsstörungen, mit Augenschäden oder sogar mit dem Tod verbunden. In dieser Fall-Kontroll-Studie wurde untersucht, was als Risikofaktor für eine akute Toxoplasmose während der Schwangerschaft anzusehen ist.
Methoden
Die Studie wurde in sechs grossen europäischen Städten durchgeführt. Anhand von Antikörperbestimmungen wurden 252 Schwangere mit einer neu aufgetretenen Toxoplasmose identifiziert. Als Kontrollen dienten 858 Schwangere, bei denen keine Toxoplasma-IgG nachweisbar waren. Alle Frauen wurden eingehend zu ihren Lebens- und Essensgewohnheiten befragt.
Ergebnisse
Als wichtigste Infektionsquellen für eine Toxoplasmose stellten sich heraus: Essen von rohem oder ungenügend gekochtem Fleisch (vor allem Rind, Lamm und Wild), häufiger Kontakt mit Erde (z.B. bei Feld- oder Gartenarbeit) sowie Reisen ausserhalb Europas oder Nordamerikas. Auch Kontakte mit Tieren auf einem Bauernhof oder im Schlachthaus, Tätigkeit in einer Metzgerei oder als Köchin sowie Einnahme von Salami und unpasteurisierter Milch scheinen das Infektionsrisiko zu erhöhen. Insgesamt dürften ein bis zwei Drittel der Toxoplasmosefälle auf infizierte Fleisch- und Wurstwaren zurückzuführen sein. Bei allen Faktoren, die man in Zusammenhang mit Katzenhaltung analysiert hatte – Alter der Katzen, Ess- und Jagdgewohnheiten der Katzen, Reinigung des Katzenkistchens –, ergaben sich aufgrund der «Odds Ratio» zwischen Fall- und Kontrollgruppe keine signifikanten Unterschiede.
Schlussfolgerungen
Um eine Toxoplasmose zu vermeiden, sollten schwangere Frauen Fleisch nur gut gekocht essen, Milch nur pasteurisiert trinken, Salat, Gemüse und Früchte gründlich waschen und engen Kontakt mit landwirtschaftlichen Nutztieren vermeiden. Katzen im Haushalt spielen dagegen keine wesentliche Rolle.
Es handelt sich hier um eine grosse, multizentrische Fall-Kontroll-Studie, die in fünf europäischen Ländern durchgeführt wurde und in der eine ganze Reihe von möglichen Risikofaktoren für Toxoplasma-Infektionen untersucht wurde. Die Resultate bestätigten, dass der Genuss von rohem Fleisch oder Wurst ein Risikofaktor ist, Kontakt mit Katzen dagegen nicht. Der Anteil Infektionen, der den verschiedenen Risikofaktoren zugeordnet werden kann, wird von den Studienverantwortlichen leider nicht diskutiert. Die Zuordnung des Risikos ist jedoch für die Planung einer wirksamen Prävention ausschlaggebend. Eine separate Darstellung der Resultate für die verschiedenen Länder wäre ebenfalls wichtig, da die Qualität der Datenerhebung nicht überall gleich gut war und auch die diagnostischen Methoden verschieden waren.
Standpunkte und Meinungen
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