Zigarren sind ein Risiko für koronaren Herztod
- Kommentar: Theo Abelin
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Während der Zusammenhang zwischen Zigarettenkonsum und koronarer Herzkrankheit hinlänglich bekannt ist, wurde dies bezüglich des Zigarrenrauchens bislang ungenügend untersucht. Das ist umso bedeutsamer, als der Zigarrenkonsum in den USA von 1993 bis 1996 um 50% zugenommen hat. In der vorliegenden Arbeit wurden Daten einer prospektiven Kohortenstudie im Hinblick auf einen Zusammenhang zwischen Zigarrenrauchen und koronarer Mortalität analysiert.
Methoden
Anlässlich der Aufnahme in die «Cancer Prevention Study II» wurden 1982 alle Männer einmalig befragt, ob sie Zigarren rauchten. 6’914 gaben aktuellen, 6’460 früheren Zigarrenkonsum an. Ehemalige und aktuelle Zigaretten- oder Pfeifen-Raucher, Diabetiker und Männer mit bereits diagnostizierter Herzkrankheit wurden ausgeschlossen. Als Vergleich wurden diejenigen 107’904 Männer, die gar nie geraucht hatten (auch nicht Zigaretten oder Pfeife), herangezogen.
Ergebnisse
Zwischen 1982 und 1991 starben 2’139 Nichtraucher (2%) an einer koronaren Herzkrankheit. Bei den ehemaligen und aktuellen Zigarrenrauchern waren es 369 (2,7%). Bei Männern zwischen 30-74 Jahren, die 1982 einen aktuellen Zigarrenkonsum angaben, lag die altersadaptierte koronare Sterblichkeit um 37% höher als bei Nichtrauchern. Wenn zusätzlich weitere Variablen (Bildung, Hypertonie, Körper-Massen-Index, physische Betätigung, Alkoholkonsum und Passivrauchen) berücksichtigt wurden, betrug die Mortalität immer noch 30% mehr. Ein leicht erhöhtes Risiko bei Ex-Zigarrenrauchern dieser Altersklasse war nicht signifikant. Bei Männern über 75 zeigte sich kaum ein erhöhtes Risiko.
Schlussfolgerungen
Auch Zigarrenrauchen ist mit einer erhöhten koronaren Mortalität korreliert.(FT)
Plausibel ist der in dieser Studie aufgezeigte Zusammenhang, weil der Zigarren- und der Zigarettenrauch ähnlich zusammengesetzt sind, und weil auch Zigarrenraucher den Rauch inhalieren – sogar wenn sie sich dessen gar nicht bewusst sind.1 Auch in der von 1955 bis 1972 durchgeführten Kohortenstudie bei Schweizer Ärzten2 wurde bei Rauchern von täglich 5 und mehr Stumpen rund eine Verdoppelung der Gesamtsterblichkeit aufgezeigt. Die hier zusammengefassten Ergebnisse sind darum bemerkenswert, weil sie deutlich weitergehen als die früheren Studien. Die gefundene Risikoerhöhung von 30% bei unter 75jährigen liegt in der Grössenordnung derjenigen der erwähnten schweizerischen Ärzteuntersuchung. Die Abnahme der Risikoerhöhung im Alter war auch dort zu beobachten und könnte damit zu tun haben, dass ältere Erwachsene häufiger zu rauchen aufhören als jüngere. Diese Studie ist zum heutigen Zeitpunkt von besonderer praktischer Bedeutung. In den letzten Jahren ist das Zigarrenrauchen als neuer Modetrend lanciert worden. Implizit wird dabei die Annahme suggeriert, dass das Rauchen von Zigarren harmlos sei. Diese Annahme wird hier in bezug auf die koronaren Herzkrankheiten als falsch aufgedeckt. Die Konsequenzen für die Prävention sind evident.
Theodor Abelin
1 Tapis M. Das Inhalationsverhalten von Rauchern verschiedener Tabakprodukte. Diss. Med. Fakultät der Universität Bern, 1983.
2 Gsell O, Abelin Th, Wieltschnig E. Rauchen und Mortalität der Schweizer Aerzte: Resultate nach 18jähriger Beobachtung. Bull. Schweiz. Akad. Med. Wiss. 1979; 35: 71-82
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