Beinachse beeinflusst Verlauf einer Gonarthrose

  • k -- Sharma L, Song J, Felson DT et al. The role of knee alignment in disease progression and functional decline in knee osteoarthritis. JAMA 2001 (11. Juli); 286: 188-95 [Link]
  • Kommentar: Ulrich Schwarzenbach
  • infomed screen Jahrgang 5 (2001) , Nummer 9
    Publikationsdatum: 1. September 2001
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Studienziele

Es ist noch kaum untersucht worden, welche Faktoren den Verlauf einer Gonarthrose beeinflussen. In dieser Studie wurde deshalb analysiert, ob die Achsenstellung im Kniegelenk (Varus- oder Valgusstellung) diesbezüglich eine Rolle spielt.

Methoden

Bei 230 Personen, die in einem oder beiden Kniegelenken an einer Arthrose litten, bestimmte man röntgenologisch die Gelenkspaltbreite sowie den Winkel zwischen Femur und Tibia. Eine Varus- oder Valgusinstabilität wurde mit einem speziellen Gerät erfasst. Die Kniegelenkfunktion wurde geprüft, indem die Zeit gemessen wurde, die für 5maliges Aufstehen und Absitzen benötigt wurde. Schmerzen wurden anhand einer visuellen Analogskala erfasst. Die Untersuchungen wurden nach 18 Monaten wiederholt.

Ergebnisse

Eine mediale Gonarthrose verschlechterte sich bei 31% der Kniegelenke in Varusstellung und bei 9% der Kniegelenke in Valgusstellung. Im Gegensatz dazu verschlechterte sich eine laterale Gonarthrose bei 22% der Kniegelenke in Valgusstellung und bei 5% der Kniegelenke in Varusstellung. Die durchschnittliche Abnahme der medialen bzw. lateralen Gelenkspaltbreite betrug 0,45 mm in 18 Monaten. Mit einer Regressionsanalyse wurde bestimmt, dass bei Varusstellung die Progression einer medialen Arthrose 5mal häufiger war, bei Valgusstellung die Progression einer lateralen Arthrose 4mal häufiger. Das Ausmass der Veränderungen war etwa proportional dem Schweregrad der Varus- bzw. der Valgusveränderung. Die verstärkte Belastung eines Kompartiments durch die Varus- bzw. Valgusstellung ging auch mit entsprechender Verschlechterung der Kniefunktion und vermehrten Schmerzen einher.

Schlussfolgerungen

Die Varus- oder Valgusstellung der Beine ist ein Risikofaktor für eine Zunahme der medialen bzw. lateralen Gonarthrose, verbunden mit Schmerzen und Funktionseinbussen. Weitere Studien sollten klären, ob durch entsprechende Interventionen (entlastende Orthesen, Keilexzision) die Progression der Gonarthrose gestoppt werden kann.(PG)

Die Arbeit hat sich zum Ziel gemacht, den Spontanverlauf der medialen bzw. lateralen Femorotibialarthrose zu untersuchen. Solche Untersuchungen sind wesentlich seltener als diejenigen über Verläufe zur Kontrolle eines Therapieeffekts. Sie sind aber gerade für die Indikationsstellung zur Behandlung sehr wichtig, zeigen sie doch dem nicht-operativ wie dem operativ tätigen Arzt auf, wie lange und in welchen Fällen eine Behandlung konservativ erfolgen darf und wann der Zeitpunkt für eine operative Therapie gegeben ist.

Ulrich Schwarzenbach

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Beinachse beeinflusst Verlauf einer Gonarthrose ( 2001)