Optimale Therapie von Keimzelltumoren
- r -- Toner GC, Stockler MR, Boyer MJ et al. Comparison of two standard chemotherapy regimens for good-prognosis germ-cell tumours: a randomised trial. Australian and New Zealand Germ Cell Trial Group. Lancet 2001 (10. März); 357: 739-45 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 5
Datum der Ausgabe: Mai 2001
Studienziele
Die Verabreichung von 3 oder 4 Zyklen Chemotherapie mit Cisplatin (Platinol® u.a.) und Etoposid (Vepesid®), mit oder ohne Bleomycin (Bleomycin®), stellt die Standardbehandlung für metastasierende Keimzelltumoren mit günstiger Prognose dar. In der vorliegenden Studie wurden zwei verschiedene Behandlungs-Protokolle miteinander verglichen.
Methoden
Nach dem Protokoll A (University of Indiana) werden in dreiwöchigen Abständen 3 Zyklen mit Cisplatin (20 mg/m2/Tag)und Etoposid (100 mg/m2/Tag) über die ersten 5 Tage sowie 30 U Bleomycin am 1., am 8. und am 15. Tag gegeben. Nach dem Protokoll B (britisch/europäische Empfehlungen) werden wiederum in dreiwöchigen Abständen 4 Zyklen mit Cisplatin (100 mg/m2) und 30 U Bleomycin am 1. Tag sowie Etoposid (120 mg/m2/Tag) am 1., 2. und 3.Tag gegeben. Beide Protokolle enthalten genaue Angaben für Behandlungsverzögerungen oder Dosisanpassungen im Falle von Toxizität. Als primärer Endpunkt galt die Gesamtüberlebenszeit.
Ergebnisse
Aufgrund einer Interimsanalyse im März 2000 wurde die Studie abgebrochen. Zwischen 1994 und 2000 waren beiden Behandlungsgruppen je 83 Patienten zugeordnet worden. Die mediane Beobachtungszeit betrug 33 Monate. In der A-Gruppe starben 3 Patienten, in der B-Gruppe dagegen 13. Zwei Todesfälle in jeder Gruppe waren auf die Behandlung zurückzuführen. Die Gesamtüberlebenszeit unter der Behandlung gemäss Protokoll A war signifikant länger als unter einer solchen gemäss Protokoll B. Insgesamt sprachen 87% der Teilnehmer zufriedenstellend auf die Behandlung an, ohne nennenswerten Unterschied zwischen den beiden Protokollen. Eine Behandlung gemäss Protokoll A war weniger mit Übelkeit und Erbrechen verbunden.
Schlussfolgerungen
Das Therapieschema der University of Indiana ist bei Männern mit einem Keimzelltumor mit günstiger Prognose besser wirksam und besser verträglich als ein anderes Standardverfahren. Nach dem erfolgreicheren Schema werden Bleomycin und Etoposid in höherer Dosisintensität verabreicht.(AL)
Dieser sehr transparente und interessante Vergleich zwischen zwei Standardbehandlungen bei malignen Keimzelltumoren mit guter Prognose zeigt ein signifikant besseres Gesamt-Überleben der Patienten, die mit dem Standard der Indiana-Universität behandelt wurden, verglichen mit dem Standard der «European Organisation for Research and Treatment of Cancer». Dabei sind in beiden Behandlungsgruppen sowohl Ansprechrate als auch rückfallfreies Überleben gleich. Dieses Ergebnis steht somit in schroffem Gegensatz zu den meisten Langzeitstudien nach Chemotherapie, wo sich Ansprechraten und krankheitsfreies Überleben kaum in Gesamtüberleben übersetzen lassen, und zeigt damit, wie wacklig die viel zitierten Endpunkte wie Ansprechrate und Rückfallrate sind.
Peter Forrer
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