Alkohol bei Hypertonie und Diabetes vorteilhaft?
- a -- Malinski MK, Sesso HD, Lopez-Jimenez F et al. Alcohol consumption and cardiovascular disease mortality in hypertensive men. Arch Intern Med 2004 (22. März); 164: 623-8 [Link]
- Zusammenfassung: Urspeter Masche
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2004 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Anhand von Daten der bei Männern durchgeführten «Physicians' Health Study» - in der es primär darum gegangen war, Acetylsalicylsäure und Betacarotin als Prävention gegen kardiovaskuläre Krankheiten und Krebs zu prüfen - untersuchte man, ob sich massvoller Alkoholkonsum auch bei arterieller Hypertonie günstig auf die kardiovaskuläre Mortalität auswirkt.
Unter den Teilnehmern der «Physicians' Health Study», die in ihrer Krankengeschichte eine Hypertonie erwähnt hatten, waren nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 5,4 Jahren 7,2% gestorben. Korrigiert in Bezug auf Rauchen, Diabetes mellitus und andere Risikofaktoren, lag die Gesamtmortalität bei den Männern, die täglich oder mehrmals wöchentlich Alkohol tranken, um gut 25% und die kardiovaskuläre Mortalität um rund 40% niedriger als bei Männern, die praktisch keinen Alkohol genossen. (Die Einnahme von Acetylsalicylsäure war in allen Gruppen vergleichbar.) Der grösste Effekt zeigte sich bei den durch Herzinfarkt bedingten Todesfällen, wo regelmässiger Alkoholkonsum das Sterberisiko ungefähr halbierte. Die günstigen Wirkungen des Alkohols waren auch dann zu verzeichnen, wenn die Blutdruckeinstellung nicht optimal war. Kein Zusammenhang konnte zwischen Alkoholkonsum und Krebssterblichkeit dokumentiert werden, wobei allerdings nur wenige Individuen grosse Alkoholmengen zu sich genommen hatten.
Zusammengefasst von Urspeter Masche
Die hier vorgelegten Arbeiten kommen zum Schluss, zurückhaltender Alkoholkonsum senke das kardiovaskuläre Risiko bei Personen mit Diabetes oder Hypertonie. In der einen Studie - bei der schon mehrfach analysierten Kohorte der amerikanischen Ärzte durchgeführt - wurden Männer mit erhöhtem Blutdruck untersucht. Die andere Studie ist eine systematische Übersicht von Studien bei Diabeteskranken. Der Mechanismus der vermuteten vorteilhaften Alkoholwirkung ist nach wie vor hypothetisch; neben Auswirkungen auf die Blutgerinnung (Plättchenhemmung, erhöhte fibrinolytische Aktivität) könnte auch der Anstieg der HDL-Cholesterinspiegel eine Rolle spielen. Zwei Überlegungen sind von Bedeutung: 1. Wir verfügen zu diesem Thema nur über Evidenz minderer Qualität - randomisierte Studien fehlen. 2. Die Risikokurve hat eine U- oder eine J-Form: mit höherem Alkoholkonsum steigen die Krankheitsrisiken wieder deutlich an! Dies heisst praktisch, dass wir niemandem dazu raten sollten, Alkohol als präventive Medizin zu sich zu nehmen.
Etzel Gysling
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