• Anagrelid (Xagrid® u.a.): Vorsicht beim Absetzen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 27. April 2022

Anagrelid – eine Substanz, die über noch nicht geklärte Mechanismen die Thrombozytenzahl vermindert – wird zur Behandlung der essentiellen Thrombozythämie eingesetzt. Eine kürzlich veröffentlichte Warnung weist darauf hin, dass ein abruptes Absetzen von Anagrelid mit einem raschen Anstieg der Thrombozytenzahl einhergehen kann, was das Risiko von potentiell tödlichen Komplikationen wie Hirninfarkten beinhaltet. Die Behandlung mit Anagrelid soll deshalb nur unter regelmässiger Kontrolle der Thrombozytenzahl beendet werden.

In Deutschland verschickter «Dear-Doctor-Letter»: Anagrelidhydrochlorid: Thromboserisiko einschliesslich Hirninfarkt nach abruptem Absetzen der Behandlung

  • Erhöhen antidopaminerge Antiemetika das Schlaganfallrisiko?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 22. April 2022

Es gibt etliche Hinweise dafür, dass Neuroleptika über ihre antidopaminerge Wirkung das Schlaganfallrisiko erhöhen. Nun wurde in einer Fall-Kontroll-Studie untersucht, ob das auch für die antidopaminergen Antiemetika wie Domperidon (Motilium® u.a.) oder Metoclopramid (Paspertin® u.a.) gilt. Diese Medikamente wirken zwar vor allem auf periphere Dopaminrezeptoren und durchqueren die Blut-Hirn-Schranke kaum; allerdings können zu Schlaganfällen auch Mechanismen beitragen, die sich ausserhalb des durch die Blut-Hirn-Schranke begrenzten Gebiets abspielen.
2612 Personen, die einen Schlaganfall erlitten hatten, wurden einer Kontroll-Gruppe (Leute ohne Schlaganfall) gegenübergestellt. Man stellte fest, dass in der Fall-Gruppe signifikant häufiger ein antidopaminerges Antiemetikum eingenommen worden war als in der Kontroll-Gruppe, wobei das Risiko in den ersten Tagen der Behandlung am höchsten zu sein scheint; bei Domperidon betrug die «Odds Ratio» 2,51 (2,18–2,88), bei Metoclopramid 3,53 (2,62–4,76).

Kurzform der Studie aus dem BMJ: Risk of first ischaemic stroke and use of antidopaminergic antiemetics: nationwide case-time-control study

  • Mikroskopische Kolitis durch Sertralin (Zoloft® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. April 2022

Wie Fallberichte annehmen lassen, ist eine mikroskopische Kolitis eine selten auftretende Nebenwirkung des Antidepressivums Sertralin. Mikroskopische Kolitis steht als Oberbegriff für die Kollagenkolitis und die lymphozytäre Kolitis, beides Erkrankungen des Dickdarms, die durch chronischen Durchfall und lediglich mikroskopisch sichtbare Schleimhautveränderungen gekennzeichnet sind. Bei den Fällen, die unter Sertralin beobachtet wurden, verschwand der Durchfall, nachdem das Medikament abgesetzt worden war.

Mitteilung der singapurischen Arzneimittelbehörde: Sertraline and risk of microscopic colitis

  • Infliximab (Remicade® u.a.): Keine Lebendimpfstoffe an exponierte Säuglinge
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 13. April 2022

Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft mit Infliximab behandelt worden sind, sollten im ersten Lebensjahr keine Lebendimpfstoffe erhalten. Infliximab ist plazentagängig und konnte bei Säuglingen bis zu einem Jahr nach Geburt im Serum nachgewiesen werden – was für die Säuglinge ein erhöhtes Infektionsrisiko bedeutet. Die gleiche Regel gilt für Säuglinge, die gestillt werden und deren Mutter mit Infliximab behandelt wird. Die Verabreichung von Lebendimpfstoffen an solche Säuglinge ist nur zu erwägen, wenn im Serum des Säuglings kein Infliximab feststellbar ist.

In Deutschland verschickter «Dear-Doctor-Letter»: Infliximab: Anwendung von Lebendimpfstoffen bei Säuglingen, die in utero oder über das Stillen exponiert waren

  • Muskelspasmen unter Methotrexat
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 10. April 2022

In der Nebenwirkungs-Datenbank der WHO sind 47 Fälle abgelegt, bei denen relativ gut das Auftreten von Muskelspasmen unter Methotrexat dokumentiert worden ist. Mehrheitlich hatte es sich um Patientinnen und Patienten gehandelt, die Methotrexat wegen einer rheumatoiden Arthritis oder Psoriasis-Arthritis erhalten hatten. Die Latenzzeit war sehr unterschiedlich und bewegte sich zwischen 1 Tag und 6 Jahren. In 21 Fällen wurde beschrieben, dass die Muskelspasmen nach Absetzen von Methotrexat verschwanden, und in 3 Fällen, dass die Muskelspasmen nach erneuter Methotrexat-Gabe zurückkehrten.

Bericht aus dem «WHO Pharmaceuticals Newsletter»: Methotrexate and muscle spasm

  • Leberschäden durch Cladribin-Tabletten (Mavenclad®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. April 2022

Unter Cladribin, das in oraler Form zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose zur Verfügung steht, sind Fälle von auch schwerwiegenden Leberschäden beobachtet worden. Vor einer Cladribin-Behandlung sollte man deshalb nach vorgängigen Lebererkrankungen fragen und die Leberwerte bestimmen. Auch während der Therapie ist es ratsam – vor allem bei entsprechenden Symptomen –, die Leberwerte zu überprüfen.

In Deutschland verschickter «Dear-Doctor-Letter»: Cladribin-Tabletten: Risiko von schwerwiegenden Leberschäden und neue Empfehlungen zur Überwachung der Leberfunktion