Erhöhtes Sturzrisiko infolge von Opioiden

  • Autor(en): Etzel Gysling
  • pharma-kritik-Jahrgang 44 , Nummer 3, PK1207
    Redaktionsschluss: 5. Oktober 2022
    DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2022.1207
  • Ältere Leute, die mit Opioiden behandelt werden, haben ein signifikant erhöhtes Risiko, zu stürzen. Auch Frakturen sind häufiger. Dabei sind mehrere Mechanismen (Seda­tion, anticholinerge Wirkung, orthostatische Hypoto­nie) von Bedeutung. Es ist deshalb problematisch, dass in den letzten Jahren mehr ältere Kranke mit Opioiden behandelt werden.
In einer narrativen Übersichtsarbeit ist zusammengestellt, was man zum Sturzrisiko älterer Leute weiss, die mit Opi­oiden behandelt werden. Nicht berücksichtigt wurden Studien, die sich mit der Opioidbehandlung von Krebskranken oder anderweitig palliativ Behandelten befassten. Opioide werden jedoch z.B. auch bei Schmerzen infolge Erkrankungen des Bewegungsapparates – im Alter gehäuft – eingesetzt. Die Verschreibung von Opioiden in dieser Altersgruppe nimmt entsprechend zu: in den Niederlanden hat sie sich beispielsweise von 2005 bis 2017 mehr als verdoppelt. Kritisiert wird, dass die Schmerztherapie zu häufig ausschliesslich oder vorwiegend mit Medikamenten erfolgt und nicht-medikamentöse Verfahren (Physiotherapie, kognitive Verhaltenstherapie) vernachlässigt werden. Dabei fehlt ein genügender Nachweis einer langfristig vorteilhaften Nutzen/Risiko-Bilanz der Opioide. Zahlreiche Studien und eine Meta-Analyse haben insbesondere gezeigt, dass Opioide zu einem signifikant erhöhten Risiko von Stürzen und Frakturen führen. Dabei sind verschiedene Mechanismen von Bedeutung: wichtig sind die sedierende Wirkung (reduzierte Aufmerksamkeit, psychomotorische Defizite), anticholinerge Effekte (kognitive Beeinträchtigung, verschwommenes Sehen), aber auch die Verstärkung einer orthostatischen Hypotonie kann eine Rolle spielen. Höhere Opioid-Dosen sind riskanter. Auch «schwache» Opioide sind problematisch, Tramadol (Tramal® u.a.) kann zudem eine Hyponatriämie verursachen.

Eine adäquate Schmerzbehandlung stellt nach wie vor eine grosse Herausforderung dar, besonders bei älteren Menschen, bei denen sich oft die verschiedensten Schmerzursachen kumulieren. Dies ist vielleicht eines der wichtigsten Gebiete, bei denen wir früher (und öfter) an «Deprescribing» denken sollten.

Geschätzte Lesedauer: Von 1 bis 3 Minuten

Sie sind nicht eingeloggt.

Dieser Artikel ist passwortgeschützt und kann nur von pharma-kritik-AbonnentInnen gelesen werden.
Sie haben folgende Mögklichkeiten:

Artikel mit Kreditkarte kaufen und sofort lesen!

Alternativ können Sie auch mit Paypal bezahlen:

Mit Paypal bezahlen!
Erhöhtes Sturzrisiko infolge von Opioiden (5. Oktober 2022)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
pharma-kritik, 44/No. 3
PK1207
Verwandte Artikel
Login

Gratisbuch bei einem Neuabo!

Abonnieren Sie jetzt die pharma-kritik und erhalten Sie das Buch «100 wichtige Medikamente» gratis. Im ersten Jahr kostet das Abo nur CHF 70.-.

pharma-kritik abonnieren
Aktueller pharma-kritik-Jahrgang

Kennen Sie "100 wichtige Medikamente" schon?

Schauen Sie ein Probekapitel unseres Medikamentenführers an. Die Medikamente in unserem Führer wurden sorgfältig ausgesucht und konzentrieren sich auf die geläufigsten Probleme in der Allgemeinmedizin. Die Beschränkung auf 100 Medikamente beruht auf der Überzeugung, dass sich rund 90% aller allgemeinmedizinischen Probleme mit 100 Medikamenten behandeln lassen.

Die Liste der 100 Medikamente sehen Sie auf der Startseite von 100 Medikamente.
Passwort beantragen infomed mailings