pharma-kritik
Verschreibungs-Kettenreaktionen vermeiden
- Autor(en): Natalie Marty
- pharma-kritik-Jahrgang 45
, Nummer 5, PK1292
Redaktionsschluss: 31. März 2024 - Bei neu aufgetretenen Symptomen sollte immer erst die Möglichkeit einer Nebenwirkung bedacht werden.
Der Begriff «prescribing cascade» beschreibt die Situation, wenn nach der Verschreibung eines Medikaments eine Nebenwirkung auftritt, die fälschlicherweise als neues medizinisches Problem betrachtet und mit der Verabreichung eines weiteren Medikaments beantwortet wird. Ein Artikel im «Therapeutics Letter» weist auf häufige solche Verschreibungen hin: Demenz-Medikamente aufgrund einer durch Anticholinergika verursachten kognitiven Dysfunktion; Anticholinergika aufgrund einer durch Medikamente gegen Demenz verursachten Inkontinenz; Protonenpumpeninhibitoren aufgrund einer durch Anticholinergika verursachten Reflux-Problematik; Abführmittel aufgrund einer durch Anticholinergika verursachten Verstopfung; Diuretika aufgrund von durch andere Medikamente (Dihydropyridine, Gabapentin, Pregabalin) verursachten Ödemen; Medikamente gegen die Parkinson-Erkrankung aufgrund von durch andere Medikamente ausgelösten Bewegungsstörungen; oder Antihypertensiva aufgrund einer durch andere Medikamente verursachten Hypertonie. Solche Kaskaden führen natürlich zu vermeidbarer Polypharmazie. Sie können verhindert werden, wenn neu aufgetretene Symptome nicht reflexartig medikamentös behandelt werden und wenn stattdessen erst die Möglichkeit einer Nebenwirkung geprüft wird − vor allem bei Personen, die bereits viele Medikamente einnehmen.
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Verschreibungs-Kettenreaktionen vermeiden (31. März 2024)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
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pharma-kritik, 45/No. 5
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