Doxycyclin wirksam bei akuter Lyme-Borreliose
- r -- Dattwyler RJ, Luft BJ, Kunkel M et al. Ceftriaxone compared with doxycycline for the treatment of acute disseminated Lyme disease. N Engl J Med 1997 (31. Juli); 337: 289-94 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 7
Datum der Ausgabe: August 1997
Studienziele
Eine lokalisierte Lyme-Borreliose mit Erythema migrans wird üblicherweise mit oral verabreichtem Doxycyclin behandelt. Es ist unklar, ob Personen mit einer akut disseminierten Infektion anders behandelt werden müssen als solche mit einer lokalisierten Infektion. In dieser Studie wurden Doxycyclin (z. B. Vibramycin®) und Ceftriaxon (Rocephin®) zur Behandlung der disseminierten Infektion miteinander verglichen.
Methoden
140 Personen (Mindestalter 8 Jahre) mit einer akuten disseminierten Lyme-Borreliose (Hautmanifestationen, Karditis, neurologische Störungen, Arthritis der grossen Gelenke) wurden in die Multizenter-Studie aufgenommen. Personen mit einer Meningitis wurden ausgeschlossen. 68 Personen wurden während 14 Tagen parenteral mit 2 g täglich Ceftriaxon und 72 Personen während 21 Tagen oral mit 2 mal 100 mg Doxycyclin behandelt. Klinische und serologische Verlaufskontrollen erfolgten während der Behandlungsphase in wöchentlichen Abständen sowie 3, 6 und 9 Monate nach Abschluss der Therapie.
Ergebnisse
Bei Studienbeginn wurden bei 71% der Erkrankten Antikörper gegen Borrelia burgdorferi nachgewiesen. Bei 26% konnte bis zur letzten Verlaufskontrolle 9 Monate nach Behandlungsbeginn keine Immunantwort festgestellt werden. Gemessen an der Symptomatik war die Therapie bei 85% der mit Ceftriaxon und bei 88 % der mit Doxycyclin behandelten Personen wirksam. In beiden Behandlungsgruppen trat je ein Therapieversager auf. Subjektiv empfundene, klinisch jedoch nicht objektivierbare Beschwerden (insbesondere Arthralgien) persistierten nach Behandlung mit Ceftriaxon öfters. Beide Behandlungen wurden gut vertragen, wobei Ceftriaxon zu häufigeren Klagen über unerwünschte Wirkungen führte. In beiden Behandlungsgruppen wurde die Therapie von je 4 Personen abgebrochen.
Schlussfolgerungen
Zur Behandlung einer akuten disseminierten Lyme-Borreliose ohne Meningitis ist peroral eingenommenes Doxycyclin ebenso wirksam wie parenteral verabreichtes Ceftriaxon.
Die Bestimmung eines therapeutischen Endpunkts bei der Behandlung einer Lyme-Borreliose ist schwierig. Bei den meisten Patienten verschwindet ein Erythema migrans nach 2 bis 4 Wochen spontan. Die typischen klinischen Symptome einer disseminierten Lyme-Borreliose wie z.B. Karditis, Arthritis, Fazialisparese verschwinden unter einer antibiotischen Therapie. Unklar bleiben Bedeutung und Relevanz der nach Behandlung persistierenden Symptome. Auch ist unsicher, ob sich trotz korrekter Therapie einer akuten lokalisierten oder disseminierten Lyme-Borreliose nicht doch nach Monaten oder Jahren eine chronische Neuroborreliose entwickeln kann. Diese Fragen können in dieser Studie nicht beantwortet werden.
Benedikt Holzer
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