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Hyaluronsäure intraartikulär: nützt wenig, schadet oft
- m -- Rutjes AWS, Jüni P, da Costa BR et al. Viscosupplementation for osteoarthritis of the knee: a systematic review and meta-analysis. Ann Intern Med 2012 (7. August); 157: 180-91 [Link]
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 4. Oktober 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Hyaluronsäure und ihre Derivate werden oft zur Therapie von Arthrosen intraartikulär gespritzt. Viele Zentren bieten diese Therapie auch im Internet an. Bisher publizierte Meta-Analysen ergaben divergierende Resultate, was vor allem auf die Auswahl der Studien zurückgeführt wird. Zudem sind in letzter Zeit neuere Arbeiten dazugekommen. Eine Berner Gruppe erstellte daher eine neue systematische Übersicht mit Meta-Analyse, welche sich auf 89 Studien mit 12'667 Patienten stützt. Ausgewählt und evaluiert wurden randomisierte Studien, mit einer Vergleichsgruppe ohne Intervention oder mit einer Scheininjektion. Sechs Studien waren nicht publiziert, alle sechs waren von Firmen, die Hyaluronsäurepräparate produzierten, gesponsert worden. Als klinischer Endpunkt wurde eine Linderung des Schmerzes von mindestens 9 mm auf einer 100-mm-Visual-Analog-Skala (VAS) genommen. Die Studien waren heterogen mit verschiedenen Präparaten, unterschiedlicher Nachkontrolldauer, Studiengrösse und Methodologie. Zudem wurde im «Funnel Plot» gefunden, dass kleinere Studien alle positiv ausfielen, was auf einen Publikations-Bias hindeutet.
Die Resultate waren ernüchternd. Die Wirkung auf Knieschmerzen erreichte gerade die vorher festgelegte Grenze von minus 9 mm auf der 100-mm-VAS. Wurden aber nur die grossen Studien mit mehr als 200 Patienten berücksichtigt, so fand sich zwar ein statistisch signifikantes Resultat, welches jedoch bei weitem nicht die vorher festgelegte Grenze erreichte und somit als klinisch irrelevant betrachtet werden kann. Interessant ist auch, dass bei den nicht publizierten Studien kein Effekt auf die Schmerzen nachweisbar war. Lokale Nebenwirkungen im injizierten Knie und Studienabbrüche wegen Nebenwirkungen waren bei den mit Hyaluronsäure Behandelten statistisch signifikant häufiger.
Diese sehr sorgfältig gemachte Studie, die auch der Studienauswahl grosse Aufmerksamkeit widmete, zeigt, wie gründlich diese Auswahl sein muss und wie genau nach einem Publikations-Bias geforscht werden muss. Hätten die Studienverantwortlichen die nicht publizierten Studien nicht gefunden und hätten sie den «Funnel Plot» nicht analysiert, so wäre das gefundene Resultat viel zu positiv. So aber kann man von diesen Injektionen nur abraten.
Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi
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Hyaluronsäure intraartikulär: nützt wenig, schadet oft ( 2012)
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