Stabile Partnerbeziehung verlangsamt Fortschreiten der HIV-Erkrankung
- r -- Young J, De Geest S, Spirig R et al. Stable partnership and progression to AIDS or death in HIV infected patients receiving highly active antiretroviral therapy: Swiss HIV cohort study. BMJ 2004 (3. Januar); 328: 15-20 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Matthias Egger
- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 1. März 2004 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Der Einfluss sozialer Beziehungen auf die Mortalität und den Verlauf vieler Erkrankungen ist bekannt. Mit dieser Arbeit wurde untersucht, ob stabile Partnerschaften bei HIV-Erkrankten einen Einfluss auf die Sterblichkeit und das Fortschreiten der Erkrankung haben.
Methoden
Analysiert wurden Daten aus der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie von 5'350 Personen mit einer hochaktiven antiretroviralen Kombinationstherapie (HAART). Primärer Endpunkt war das Zeitintervall bis zum Tod oder der Manifestation von AIDS. Verglichen wurde das Risiko bei der Gruppe, die seit Beginn der HAART in einer stabilen Partnerschaft lebte, mit den übrigen Untersuchten.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter der Untersuchten betrug 36 Jahre, der Frauenanteil 29% und die durchschnittliche Beobachtungszeit 3,6 Jahre. Bei Eintritt in die Studie gaben 52% an, in einer stabilen Partnerschaft zu leben. 5 Jahre nach Studieneintritt waren 46% in einer stabilen Partnerschaft verblieben. Das Risiko zu sterben oder AIDS zu entwickeln war für die in stabiler Partnerschaft lebenden signifikant niedriger als bei den Übrigen (korrigierte «hazard ratio» 0,79), dies vor allem wegen eines niedrigeren Sterberisikos (HR 0,59). Sie hatten auch eine leicht grössere Chance für einen Anstieg der CD4-Zellen um mehr als 100/ml und eine Virussuppression unter 400 Kopien/ml (Unterschied nicht signifikant).
Schlussfolgerungen
Eine stabile Partnerschaft bei Personen mit einer HIV-Infektion ist assoziiert mit einer verminderten Sterblichkeit und langsamerem Fortschreiten der Erkrankung zu AIDS.
Zusammengefasst von Franz Marty
Es ist seit langem bekannt, dass Menschen, die keine Lebenspartnerschaften eingehen, einen ungesunderen Lebensstil und eine höhere Mortalität aufweisen, als verheiratete oder sonst liierte Zeitgenossen. Diese Analyse der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie zeigt nun, dass dieser Zusammenhang auch bei HIV-1-infizierten Personen unter HAART nachgewiesen werden kann. Was ist die Erklärung dafür? Sind es psychosoziale Faktoren, die den Verlauf der Infektion über biologisch plausible Mechanismen beeinflussen?
Dies konnte in einigen Studien gezeigt werden, die Qualität dieser Daten wird allerdings kontrovers beurteilt (siehe die spannende Debatte in «Psychosomatic Medicine»1). Wahrscheinlicher ist eine weniger zuverlässige Einnahme der antiretroviralen Therapie bei den Personen ohne Lebenspartner und eine Verzerrung durch andere Faktoren, die mit dem Allein-Leben zusammenhängen. Für letzteres spricht die Tatsache, dass der Unterschied vor allem durch eine höhere Mortalität (und weniger durch ein häufigeres Auftreten von AIDS) zustande kam. Leider fehlen Gegenüberstellungen der Charakteristika der Kranken mit und ohne Lebenspartner, der Resultate von univariaten und multivariaten Analysen und der Todesursachen, die hier weiterhelfen würden.
Standpunkte und Meinungen
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