Neuroleptika und obsessiv-kompulsive Symptome

  • pharma-kritik-Jahrgang 45 , Nummer 1, PK1248
    Redaktionsschluss: 21. Juni 2023
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gelten als wirksamste Mittel bei einer obsessiv-kompulsiven Erkrankung (OCD). Aber rund die Hälfte der von einer OCD Betroffenen erreicht damit keine genügende Besserung. In diesen Fällen werden gewisse Neuroleptika (zum Beispiel Aripiprazol [Abilify® u.a.] oder Risperidon [Risperdal® u.a.]) manchmal erfolgreich als Adjuvantien eingesetzt. Neuroleptika können jedoch auch zu obsessiv-kompulsiven Symptomen (OCS) oder gar zu einer eigentlichen Erkrankung (OCD) führen. Bis anhin wurde angenommen, diese Entwicklung trete besonders unter Clozapin (Leponex® u.a.) oder Olanzapin (Zyprexa® u.a.) auf. Um dies genauer zu klären, wurden die Meldungen von 1454 Fällen von OCS/OCD analysiert, die die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) zwischen 2010 und 2020 in ihrer Nebenwirkungszentrale gesammelt hatte. Einerseits wurde nach Signalen für ein ungewöhnlich hohes Nebenwirkungsrisiko («disproportionality») eines Wirkstoffs gesucht, anderseits wurde die Meldehäufigkeit für verschiedene Neuroleptika verglichen. Zu allen sogen. Zweitgenerations-Neuroleptika fand sich ein erhöhtes OCS/OCD-Risiko. Im Vergleich mit allen anderen Neuroleptika hatte einzig Aripiprazol eine signifikant erhöhte Odds Ratio, dass eine OCS/OCD-Problematik gemeldet wurde. Am seltensten war dies für Risperidon (Risperdal® u.a.), Paliperidon (Invega® u.a.) und Haloperidol (Haldol®) der Fall.

Wie in dieser Arbeit vermerkt, sind Schlussfolgerungen aufgrund der Meldehäufigkeit nicht mit «harten» Daten zu vergleichen. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Meldebereitschaft bei Aripiprazol grösser war, weil dieser Wirkstoff später als viele andere eingeführt wurde. Anderseits kann wohl die Annahme, Clozapin führe besonders häufig zu obsessiv-kompulsiven Problemen, fallen gelassen werden.

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Neuroleptika und obsessiv-kompulsive Symptome (21. Juni 2023)
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pharma-kritik, 45/No. 1
PK1248
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