Höheres Sterberisiko infolge Neuroleptika-Augmentation von Antidepressiva
- Autor(en): Natalie Marty
- pharma-kritik-Jahrgang 42
, PK1119
Redaktionsschluss: 27. November 2020 - PDF-Download der Printversion dieses Artikels
In mehr als der Hälfte der Fälle ist die Wirkung eines zunächst als Monotherapie verordneten Antidepressivums ungenügend. Bei Misserfolg wird ein Wechsel auf ein anderes Antidepressivum versucht, eine Kombination mit einem anderen Antidepressivum oder das Augmentieren, d.h. eine Kombination mit Lithium, Levothyroxin oder einem Neuroleptikum (1). Randomisierte kontrollierte Studien haben eine erhöhte Gesamtmortalität bei älteren Menschen mit Demenz gezeigt, die mit neueren Neuroleptika behandelt wurden. Das Risiko bei einer Anwendung als Zusatztherapie bei Depression wurde nun in einer grossen Kohortenstudie untersucht (2). Eingeschlossen wurden knapp 40'000 Erwachsene im Alter zwischen 25 und 64 Jahren mit diagnostizierter Depression, die nach 3 Monaten einer Monotherapie zusätzlich entweder ein «atypisches» Neuroleptikum (Quetiapin, Risperidon, Aripiprazol oder Olanzapin) oder ein zweites Antidepressivum erhielten. Im Vergleich zur Verordnung eines zweiten Antidepressivums war bei der zusätzlichen Gabe eines Neuroleptikums die Mortalität erhöht (adjustierte «Hazard Ratio» 1,45). Die Studienverantwortlichen stellen fest, dass ein kausaler Zusammenhang damit noch nicht erwiesen sei und dass dieses Resultat in randomisierten Studien überprüft werden müsse. In Anbetracht des begrenzten bekannten Nutzens einer Augmentation mit atypischen Neuroleptika bei behandlungsresistenter Depression müsse aber das möglicherweise erhöhte Mortalitätsrisiko sorgfältig berücksichtigt und zuerst andere, evidenzbasierte und weniger riskante Optionen versucht werden.
Viele Arbeiten schreiben den Neuroleptika eine erhöhte Mortalität bei älteren Personen zu. Ob dies auch für Jüngere gilt, ist umstritten. Die hier vorliegende Studie scheint dies aber zu unterstützen.
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