• Fosfomycin (Monuril® u.a.) bei Zystitis weniger wirksam als Nitrofurantoin (Furadantin®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 25. April 2018

Sowohl Fosfomycin (3 g als Einmaldosis) wie Nitrofurantoin (2-mal 100 mg/Tag über 5 Tage) zählen zu den Antibiotika der Wahl beim unkomplizierten Harnwegsinfekt. Wie eine neue Studie zeigt, scheint Fosfomycin indessen weniger wirksam zu sein als Nitrofurantoin. 513 Frauen mit einem unkomplizierten Harnwegsinfekt behandelte man mit Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Rund ein Drittel der Frauen wurden in der Schweiz rekrutiert (Genf), der Rest in Polen und Israel. Nitrofurantoin war in einer Dosis von 3-mal 100 mg/Tag verordnet (was der in Europa am häufigsten geäusserten Empfehlung entspreche). Den primären Endpunkt bildete die Heilungsrate, die man anhand klinischer Kriterien nach 28 Tagen ermittelte. In der Fosfomycin-Gruppe betrug sie 58%, in der Nitrofurantoin-Gruppe 70%, was einen signifikanten Unterschied bedeutete.

Volltexte der Studie und des Begleit-Editorials aus dem JAMA:  Effect of 5-Day Nitrofurantoin vs Single-Dose Fosfomycin on Clinical Resolution of Uncomplicated Lower Urinary Tract Infection in Women – A Randomized Clinical und Nitrofurantoin vs Fosfomycin: Rendering a Verdict in a Trial of Acute Uncomplicated Cystitis

  • Omega-3-Fettsäuren helfen nicht gegen trockene Augen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 23. April 2018

Zur Behandlung trockener Augen sind bislang auch ω-3-Fettsäuren in Diskussion gestanden. Eine soeben publizierte Doppelblindstudie widerlegt nun aber den postulierten Nutzen. Knapp 500 Personen, die an trockenen Augen litten, erhielten neben ihrer bisherigen Behandlung (Tränenersatzmittel u.a.) entweder ein Fischölpräparat, das pro Tag 2000 mg Eicosapentaensäure und 1000 mg Docosahexaensäure lieferte, oder Placebokapseln mit Olivenöl (1000 mg/Tag). Gemessen am «Ocular Surface Disease Index», besserten sich die Beschwerden während der einjährigen Studienzeit gleichermassen, das heisst ohne signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Volltext der Studie aus dem «New England Journal of Medicine»: n-3 Fatty Acid Supplementation for the Treatment of Dry Eye Disease

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Behandlung von trockenen Augen

  • Vermehrt Pneumokokkeninfekte unter Opioidbehandlung
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 18. April 2018

In einer Fall-Kontroll-Studie zeigte sich, dass Leute, die an einem invasiven Pneumokokkeninfekt erkrankt waren (Nachweis von Pneumokokken in Blut oder Liquor), signifikant häufiger unter einer Behandlung mit Opioiden gestanden hatten als in der Kontrollgruppe. Als «Odds Ratio» wurde ein Wert von 1,62 (1,36–1,92) ermittelt. Die Gefahr scheint umso grösser, je potenter, höher dosiert oder länger wirkend das Opioid ist. Der Zusammenhang mit der erhöhten Infektrate ist möglicherweise darin zu finden, dass bei gewissen Opioiden von einem immunsuppressiven Effekt ausgegangen wird.

Kurzform der Studie aus den «Annals of Internal Medicine»: Opioid Analgesic Use and Risk for Invasive Pneumococcal Diseases: A Nested Case-Control Study

  • Plantarfasziitis: Keine Hilfe durch Orthesen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 16. April 2018

Einer systematischen Übersicht zufolge lassen sich Beschwerden, die einer Plantarfasziitis zuzuordnen sind, mit Orthesen (Schuheinlagen u.a.) nicht signifikant beeinflussen. Das heisst, Orthesen wirken im Allgemeinen nicht besser als Placebo-Massnahmen (Einlagen aus weichem Schaumstoff) oder als andere therapeutische Interventionen (Schienen, die nachts getragen werden; physiotherapeutische Übungen; Steroidinjektionen).

Kurzform der systematischen Übersicht aus dem «British Journal of Sports Medicine»: Efficacy of foot orthoses for the treatment of plantar heel pain: a systematic review and meta-analysis

  • Teratogenität von Thyreostatika
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 14. April 2018

Gemäss einer Kohortenstudie, die fast 3 Millionen Schwangerschaften analysierte, weisen Kinder, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel Threostatika bekommen haben, vermehrt Missbildungen auf. In der exponierten Gruppe lag die Häufigkeit von Geburtsfehlern bei 7,3%, in der Kontrollgruppe bei 5,9%, was einer «Odds Ratio» von 1,19 (1,12–1,28) entspricht. Bei Propylthiouracil (Propycil®) waren es Missbildungen des Muskuloskelettalsystems, bei Thiamazol (Methimazol) solche des Nerven-, Herz-Kreislauf- und Verdauungssystems, bei denen die Häufigkeitsunterschiede als signifikant auffielen.

Kurzform der Studie aus den «Annals of Internal Medicine»: Antithyroid Drugs and Congenital Malformations: A Nationwide Korean Cohort Study

Übersicht zu Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft aus dem «Australian Prescriber»: Thyroid disorders in pregnancy and postpartum

  • Dabigatran (Pradaxa®) und Gicht
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. April 2018

Die neuseeländische Arzneimittelbehörde berichtet von einer gichtkranken Person, die eine Zunahme der Gichtanfälle erlebte, nachdem man eine Behandlung mit Dabigatran begonnen hatte; nach Absetzen des Medikamentes besserte sich die Situation wieder.
In der Nebenwirkungsdatenbank der WHO sind 71 Einträge verzeichnet, die eine Gicht oder eine gichtähnliche Symptomatik im Zusammenhang mit einer Dabigatran-Behandlung beschreiben.

Mitteilung der neuseeländischen Arzneimittelbehörde: Dabigatran and gout or gout-like symptoms

Neuere BDN-Texte zu Dabigatran: Neue Antikoagulantien gefährlichErhöhtes Blutungsrisiko durch Dabigatran (Pradaxa®) plus Simvastatin (Zocor® u.a.) und Interaktionen der neueren Antikoagulantien beachten!

  • Nephrotisches Syndrom unter Dasatinib (Sprycel®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 10. April 2018

Eine holländische Publikation hat 13 Fälle von nephrotischem Syndrom zusammengestellt, die unter einer Behandlung mit Dasatinib vorgekommen sind (das Medikament dient vor allem zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie). 1 Fall stammt aus der holländischen Nebenwirkungs-Datenbank, 7 Fälle aus EudraVigilance, dem europäischen Pendant, und 5 Fälle fanden sich in der Literatur. Das nephrotische Syndrom trat nach einer Latenzzeit von wenigen Wochen bis mehreren Monaten auf und verschwand, soweit beschrieben, nach Absetzen von Dasatinib wieder. Bei einer Patientin fand eine Reexposition statt, die erneut zu einem nephrotischen Syndrom führte.

Volltext der Fallserie aus «The Netherlands Journal of Medicine»: Nephrotic syndrome under treatment with dasatinib: be aware of a possible adverse drug reaction

Früherer BDN-Text: Vermehrte kardiovaskuläre Ereignisse unter Tyrosinkinasehemmern

  • Fördern Kalziumantagonisten das Lungenkrebsrisiko?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 9. April 2018

Eine Metaanalyse, in die vier Fall-Kontroll- und sechs Kohortenstudien einbezogen wurden, kommt zum Schluss, dass eine Behandlung mit Kalziumantagonisten mit einem leicht erhöhten Lungenkrebsrisiko verbunden ist: als relatives Risiko (RR) wurde ein Wert von 1,15 (1,01–1,32) berechnet. Der Effekt scheint von der Einnahmedauer abzuhängen, da ein signifikanter Unterschied zwischen exponierter und Kontrollgruppe erst bei einer Behandlungszeit von mehr als vier Jahren zu beobachten war.

Kurzform der Metaanalyse aus «Drug Safety»: The Risk for Lung Cancer Incidence with Calcium Channel Blockers: A Systematic Review and Meta-Analysis of Observational Studies

  • Androgenentzug beim Prostatakarzinom erhöht Thromboembolie-Gefahr
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. April 2018

Der Androgenentzug mit Gonadotropin-Agonisten oder Antiandrogenen ist beim Prostatakarzinom eine häufig durchgeführte Behandlung. Wie eine Metaanalyse zeigte, führt dies aber – mit einem relativen Risiko von 1,43 (1,15–1,77) – häufiger zu Thrombosen der tiefen Beinvenen und zu Lungenembolien. Mit einer signifikanten Zunahme des Risikos ist vor allem zu rechnen, wenn der Androgenentzug länger als ein Jahr durchgeführt wird (wobei kein Unterschied zwischen kontinuierlicher und intermittierender Behandlung zu beobachten war).

Kurzform der Metaanalyse aus «Urology»: Association of Androgen Deprivation Therapy and Thromboembolic Events: A Systematic Review and Metaanalysis

  • Verstärktes Demenzrisiko durch Tamsulosin (Pradif®, Omix® u.a.)?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 3. April 2018

Einer retrospektiven Kohortenstudie zufolge, die eine Beobachtungszeit von knapp 20 Monaten (Median) umspannte, erhöht Tamsulosin möglicherweise das Demenzrisiko. Bei Männern, die wegen einer gutartigen Prostatavergrösserung Tamsulosin erhalten hatten, wurde untersucht, wie häufig eine Demenz auftrat. Als Kontrollen dienten Männer, die ebenfalls eine Prostatavergrösserung aufwiesen, aber entweder nicht oder dann mit anderen Medikamenten behandelt worden waren. Dabei war das Demenzrisiko in der Tamsulosin-Gruppe signifikant höher als in allen anderen Gruppen: verglichen mit der unbehandelten Gruppe betrug die «Hazard Ratio» 1,17 (1,14–1,21), verglichen mit Doxazosin 1,20 (1,12–1,28), mit Terazosin (Hytrin®) 1,11 (1,04–1,19), mit Alfuzosin (Xatral® u.a.) 1,12 (1,03–1,22), mit Dutasterid (Avodart® u.a.) 1,26 (1,19–1,34) und mit Finasterid (Proscar® u.a.) 1,13 (1,07–1,19).

Kurzform der Studie aus «Pharmacoepidemiology and Drug Safety»: Tamsulosin and the risk of dementia in older men with benign prostatic hyperplasia