Quetiapin als Schlafmittel ungeeignet

Das Neuroleptikum Quetiapin (Seroquel® et al.) hat aufgrund seiner verschiedenen Interaktionen mit Neurotransmittern auch eine sedativ/hypnotische Wirkung. Es wird nicht selten «off label» in niedriger Dosierung (50 mg) als Schlafmittel eingesetzt. In einer dänischen Kohortenstudie wurde untersucht, wie sich niedrigdosiertes Quetiapin im Vergleich mit Benzodiazepinen (und verwandten «Z-Drugs») auf Herz-Kreislauf-Ereignisse auswirkt. Die dänischen Gesundheitsregister aus den Jahren 2003 bis 2017 wurden analysiert; berücksichtigt wurden die Daten von Erwachsenen ohne kardiovaskuläre Vorgeschichte. Die Vergleichsgruppen wurden einander mittels «Propensity Matching» für eine grosse Zahl von möglichen Störfaktoren angeglichen. Für niedrigdosiertes Quetiapin fand sich ein gegenüber der Vergleichspopulation signifikant erhöhtes Risiko eines gefährlichen kardiovaskulären Ereignisses (korrigierte «Hazard Ratio» 1,13, 95%-Vertrauensintervall von 1,02-1,24). Langfristig war das Risiko für einen Schlaganfall und für einen kardiovaskulären Tod erhöht, besonders bei Frauen und älteren Menschen.

Natürlich lässt sich argumentieren, eine solche Kohortenstudie sei trotz oder wegen verschiedener Korrekturen nicht genügend aussagekräftig. Dabei ist aber zu bedenken, dass die Indikation von Quetiapin als Schlafmittel überhaupt nicht adäquat dokumentiert ist. Auch bestehen praktisch keine Chancen, dass je eine Doppelblindstudie zu diesem Thema durchgeführt wird. Quetiapin ist mit weiteren Problemen belastet (Gewichtszunahme mit assoziierten metabolischen Auswirkungen, Tendenz zur Gewöhnung). Es gibt daher durchaus gute Argumente, weshalb die Off-Label-Anwendung von Quetiapin als Schlafmittel vermieden werden sollte.